Kid-Cuts (68) – Zukunft

Ich zu K2 (7): “Wenn du so alt bist wie K1 jetzt, dann ist die schon lange aus dem Haus. Dann hast du uns alleine für dich.”
K2 denkt nach.
K2: “Dann kann ich hier wohnen, wenn ihr stirbt.”
Denkt nach.
K2: “Dann muss ich aber umbauen.”
Denkt nach. Zeigt auf die Uhr in der Küche.
K2: “Die schwarze Uhr kommt dann weg. Die gefällt mir nicht.”

Wer war’s?

Schaut man sich die wundervolle Landschaft im Oberen Donautal genauer an, findet man gelegentlich ausgetretene Pfade, die vom Feld zum Fluss führen. Oder umgekehrt?

Oberes Donautal mit Felsen, einem Feld und zwei Spuren in der Wiese zwischen Donau und Feld.

Wer ist denn hier so häufig unterwegs? Schaut der Landwirt mit dem Kajak nach seinen Feldern? Gehen die Feldmäuse einen trinken nach der Festmahlzeit?

Ausschnitt des anderen Bildes, Spuren vergrößert

Sachdienliche Hinweise in die Kommentare, bitte.

Henning

K2 (6) berichtet freudestrahlend, sie habe einen Weberknecht im Schrank. Zeit für einen Witz von Papa, der allem und jedem einen Namen gibt.

Ich: Und – wie heißt er? Klaus?
K2 (entrüstet): Nein, der heißt Henning. (Denkt nach.) Weil der da hängt.

Warum wir uns alle wegschmeißen, erzähle ich lieber nicht, weil der Cousin meiner Frau Henning heißt und Anwalt ist.

Regional gebacken

Üblicherweise kaufen wir unsere Brötchen beim 300 Meter entfernten Bäcker. Zu Fuß, in der Papiertüte. Aber seit wir via Foodsharing ab und zu abgelaufene Backwaren von anderswo erhalten, gibt es auch mal in Plastik verpackte “Bäckerbrötchen”. Keine Ahnung, wer sowas kauft. Wir nehmen sie halt, bevor sie weggeschmissen werden. Und dann sehe ich die Aufschrift. “BÄCKERBRÖTCHEN. regional GEBACKEN!”, schreit die Verpackung, “7 Stück.”

Brötchenplastiktüte mit der Aufschrift "Bäckerbrötchen - regional gebacken"

“Interessant”, denke ich, den Bäcker Bachmeier kenne ich gar nicht und drehe die Tüte rum.

Rückseite der Brötchenplastiktüte mit der Aufschrift "regional gebacken" und der Adresse "84307 Eggenfelden"

Ach so. Laut Routenplaner erreiche ich meinen regionalen Bäcker Bachmeier, indem ich bei Stuttgart auf die A8 abbiege, dann bis München durchbrettere. Hinter München auf die A94. Kurz vor Österreich biegt man bei Töging am Inn ab nach Nordosten. Gleich hinter Mitterskirchen, nach 363 Kilometern und jnapp vier Stunden Fahrtzeit kommt dann schon 84307 Eggenfelden.

Geschmeckt haben sie übrigens nicht, die Brötchen. Wahrscheinlich sind sie auf der Fahrt verendet. Aber für einen Ofenschlupfer langt’s noch, denke ich. Wobei sie in Eggenfelden dazu “Scheiterhaufen” sagen.

Spaziergehen hält gesund

Nachdem das früher mal gute Wort “Querdenker” ziemlich versaut ist, kriegt nun auch das Wort “Spazierengehen” Schlagseite. Es ist das gute Recht von jedem einzelnen, sich nicht impfen lassen zu wollen. Und ebenso, seine Meinung öffentlich kundzutun, zum Beispiel als Montags-“Spaziergänger”. Es ist aber auch mein gutes Recht, die demokratiefeindlichen Tendenzen dieser Bewegung für problematisch zu halten und sie nicht einfach hinnehmen zu wollen. Was tun?

Einer Ofterdinger Initiative geht es genauso: “Mit Sorge beobachten wir eine Radikalisierung dieser Bewegung, die laut und engagiert ist, aber die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung nicht widerspiegelt”, heißt es auf ihrer Website impfpatenschaft-qd.de. Und sie hat eine ebenso einfache wie geniale Idee, wie aus dem negativen Impuls, der diesen “Spaziergängen” innewohnt, eine positive Aktion wird.

Text auf der Website: "Je mehr ihr spaziert, desto mehr impfen wir!"

Für jeden einzelnen “Spaziergänger” wird eine vom jeweiligen Spender vorab bestimmte Summe an die UNICEF-Initiative Covax gespendet.So sorgt jeder “Spaziergänger” dafür, dass weltweit noch mehr geimpft wird. Wie das genau funktioniert, erklärt die FAQ der Initiative. Kurzformel: “Impfen statt Schimpfen”.

Eintreten, bitte!

Rote EingangstürDie Tür war schon schwer beschädigt, als wir sie übernahmen. Die halbwüchsigen Söhne der Vorbesitzerin hatten nämlich gerne Freunde zu Besuch; bei unserem ersten Besichtigungstermin wähnten wir uns in einem Jugendhaus. Grafitti an den Wänden, die Jugendzimmer gefüllt mit qualmenden Jugendlichen, das gebrauchsspurorientierte Treppenhaus und die liebevoll rot angemalte Haustür. Zwar stand sie immer offen, aber falls nicht, dann wurde gerne mal von außen dagegen getreten. Über kurz oder lang musste das Türschloss auseinanderfallen.

Obwohl wir uns schon allein des Gartens wegen für das Haus entschieden hatten, wurde es in unseren Augen durch seine Eingangstür noch liebenswerter und kaufwürdiger.

Seither waren 17 Jahre vergangen, das Haus an allen Ecken und Enden renoviert, energetisch saniert, ausgebaut und liebevoll Inhalt aller Art gefüllt. Nur die Haustür sah noch genauso aus wie in ihren besten Jugendhauszeiten. Neulich stellten wir fest, dass sich die Tür nicht mehr schließen ließ. Das Schloss war kaputt, irgendwas im Innern gebrochen, schwer zu sagen. Der Schnapper ließ sich noch bewegen, aber die Feder holte ihn nicht zurück und Abschließen ging schon gar nicht mehr.

Die Schlüsselfirma zwei Straßen weiter – “Sicherheit in jedem Fall” – schickte flugs ihren besten Mann. (Endlich passte mal das Berufsbild “Key Account Manager” wortwörtlich.) Der sah sich die Tür an und war entsetzt.

“Das Schloss stammt aus den Siebzigern!”

“Immerhin jünger als das Haus.”

“Die Schrauben sind außen!”

“Und das ist … ungünstig?”

“Das kriegt der Einbrecher in 15 Sekunden auf!”

“Da das Schloss kaputt ist, vermutlich schneller.”

“Diese Zylinderform ist überhaupt nicht mehr zulässig!”

“Oje.”

“Dafür gibt es seit Jahrzehnten keine Ersatzteile mehr!”

Kurz: Ein neues Schloss musste her. Die Sicherheitsfirma schickte per Mail ein Angebot und wollte auch gleich wissen, wann uns der Einbau passen würde. Die Antwort war einfach:

“Vielen Dank für die schnelle Übermittlung des Angebots, wir nehmen es hiermit an.
Herr Maier kann jederzeit kommen, die Tür ist offen ;))