Kid-Cuts (62) – Drohungen

 

Das schöne an kindlichen Drohungen ist ja, dass sie mit einer kategorischen Entschiedenheit ausgesprochen werden, wie sie im späteren Leben nie wieder erreicht werden kann. Ein hingerotztes “Bösa Papa, Mori schbilt ni mer mit dir”, natürlich in Versalien, weil die Erstklässler Kleinbuchstaben zwar kennen, aber sich weigern, diese anzuwenden, ein solches Schreckensszenario also ist im kindlichen begrenzten Zeithorizont noch genau so gemeint, sprich fünf Minuten lang.

Der Kleine hat nämlich bei der Playmobil-Burgbelagerung verloren. Grundregel ist: Wenn der gegnerische König umfällt, hat man gewonnen. Mit meinem Katapult habe ich seinen König (samt dessen halbwüchsigem Sohn) mit einem so genialen wie vernichtenden Schlag aus seinem eigentlich narrensicheren Turmversteck rausgeblasen. Das hätte der Kleine nicht erwartet – entsprechend groß war erst das Entsetzen und dann das Geschrei. Wenige Minuten später kam glasklar formuliert die Absage an künftige Spieltermine.

Als Botin schleppte die größere Schwester das Drohdokument heran.

Ich versuchte zu beschwichtigen.

Die Antwort kam prompt und eindeutig.

Ich machte mich zum Narren.

Die Antwort war kryptisch. “Ja ne nur zufort”. Vermutlich eine Art Einknicken unter klaren Konditionen.

Danach erniedrigte ich mich noch weiter.

Einknicken komplett. Forderung “Westan nur jetzt” nur für Insider verständlich. “Westan” heißt vermutlich Western-Stadt-Spielen.

Trottelwerdung am Ende vollendet. Und um dem die Krone aufzusetzen, fügte die Große noch den Namen des Trottels hinzu. Papa.

3 Gedanken zu „Kid-Cuts (62) – Drohungen

  1. die Beleidungsreaktion hat etwas von nordkorenischer Führungstruktur. Es könnte was aus Ihm werden. Er sollte nur nicht zu schnell nachgeben. Mal beim russischen Methoden nachschauen…

  2. @uli: Ja, vermutlich hätte man vor sechs Jahren einmal durchgreifen sollen.
    @benoit: Trefflich beobachtet. Und es gibt ja nichts gefährlicheres als schmollende Diktatoren.

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