Willkommen zurück!

Neulich gab es auf Twitter einen Anlass zum Sichfreuen.

Frédéric Valin ist wieder in Bloggersdorf eingezogen und schreibt dort abwechselnd über seinen Pflegealltag und Allgäuer Landjugendgeschichten, aber nicht über Fußball. Folgt ihm, lest ihn, kauft seine Bücher!

Falls ihr euch beim Durchstöbern der Links wundert, dass Frédéric immer auf der Straße sitzt und einen Hut auf hat: Das ist halt so. Schon als ich ihn vor gut zehn Jahren zum vierten Letz niest in Tübingen abholte, saß er auf der Straße und hatte einen Hut auf.

WM gucken? Im Blonden Engel!

“Fünfzehn Minuten lief das schweizer Spiel wie ein Uhrwerk, dann steckte Giroud einfach mal einen Stift rein, um zu kucken, ob es dann immer noch funktioniert: tat es nicht.” (Schweiz-Frankreich 2:5)

“Chile spielen ist wie morgens den eigenen Mundgeruch riechen, sehr sehr unangenehm.” (Niederlande-Chile 2:0)

“Drei Minuten sah es nach Feuerwerk aus, was Brasilien da veranstaltete, aber in der Rückschau wirkt es dann doch eher, als wäre eine Öllampe umgefallen.” (Kamerun-Brasilien 1:4)

Auch wer mit Fußball nichts am Hut hat, muss denselben ziehen angesichts der Sprachgewalt Frédéric Valins, der uns auf vergnüglichste Art und Weise erklärt, was an diesem Spiel so faszinierend ist. Sein Blog “Zum Blonden Engel” zählt zur Pflichtlektüre dieser WM – gerade auch für Fußballnichtfans.

Das Letz niest zum vierten Mal

Vor einem knappen Jahr hieß es zum ersten Mal “Das Letz niest”. Wir waren neugierig, wie und ob es funktionieren könnte, Texte, die fürs Netz bestimmt waren, auch öffentlich vorzutragen. Und ob es Menschen gäbe, die daran Gefallen fänden. Nach drei Nasenentladungen können wir den Konjunktiv streichen: Es gab. Demnächst niesen wir zum vierten Mal, und Näheres dazu gibt es wie immer auf der zugehörigen Webseite www.das-letz-niest.de.

Wir freuen uns, die Tradition, stets einen Gast, der aus Berlin, was die Hauptstadt des Landes, in dem wir leben, ist, kommt, zu begrüßen, fortzusetzen und geloben, dass dies der letzte Schachtelsatz vor der Lesung war. Frédéric Valin veranstaltet mit “Read on, my dear” selbst eine hochkarätige Lesereihe in Berlin, schreibt für verschiedene Publikationen, Webseiten und glücklicherweise auch für sich selbst. Carola Becks Blog appareil-de-tiptip ist ein Bloggersdorfer Kleinod, das uns viel zu lange verborgen blieb. Wer sonst hat Schüttelreime mit Vorgeschichte anzubieten? Der überaus schwäbische Helmut Bachschuster reißt jeden Tag an seinem Rabenkalender ein Blatt ab und zeichnet darauf seinen Tageskommentar. Schön, dass diese Zeichnungen nun vermehrt in seinem Blog Kulturprodakschn auftauchen. Ob er uns davon etwas zeigt oder anderes aus seinem enormen Fundus vorliest? Lassen wir uns überraschen.

Nachdem wir beim letzten “Letzniest” die Tore der Stadt hinter uns ließen und im wunderbaren, aber doch etwas außerörtlichen Sudhaus lasen, sind wir nun wieder im Herzen Tübingens gelandet: Im Zimmertheater.

Wir freuen uns auf unsere Lesegäste, aufs neue Ambiente – und auf euch.

Neu im Regal (22)

Valin: RandgruppenmitgliedFrédéric Valin: Randgruppenmitglied. Berlin (Verbrecher Verlag) 2010.

Frédéric Valin versteht die Philosophie Fußball, ist Meister der multiplen Metapher und lockt Literaten zu Lesungen. Da freut man sich auf sein erstes Buch, das wahrscheinlich im Spannungsfeld zwischen Hertha BSC und der Neuköllner Künstlerszene angesiedelt sein dürfte. Witzig, spritzig, wortgewaltig, schlau.
Aber was erlauben Valiiin?

Sein Buch hat einen grellroten Umschlag, erscheint beim Verbrecher Verlag, ist nach 122 Seiten und sechs Geschichten zu Ende und heißt “Randgruppenmitglied”. Will man das lesen?

Man liest es.

Man liest Geschichten von Menschen, die neben der Gesellschaft, neben ihrer Beziehung, neben sich stehen. Und erkennt plötzlich: es sind Geschichten über uns selbst, die Gesellschaft, in der diese Menschen leben. Schlimmer: Man sieht sich selbst in diesen Kranken, Gescheiterten, Außenseitern. Und merkt, dass sich die Grenzen zwischen der Gesellschaft und ihrem Rand manchmal bedrohlich auf einen selbst zu bewegen.

Frédéric Valin schreibt Geschichten, die man nicht hören möchte, aber man kann nicht aufhören, sie zu lesen.

Literatur halt.

Nachtrag:
Oh, habe ich erst jetzt gesehen: Da gibt es auch ein Blog.
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Musikempfehlung

Wahnsinns-Metaphern 2010

fussballUnter den 80 Millionen Bundestrainern, die soeben im Schweiße des Angesichts von René Adler die Nationalelf zusammenstellten, ist mir dieser eine Franzose der liebste. Man muss nichts von Fußball verstehen, sich nicht einmal dafür zu interessieren, um sich an den Balltreter-Analysen von Frédéric Valin zu erfreuen. Und – wer weiß? – vielleicht wird zur WM auch wieder das geniale Fooligan antreten.