Kurz-Rezension zu:

Brenner, Wolfgang und Eder, Ulrich. Fast nichts über das Nichts. Ein Scheitern in Briefen. 2008. Münster. Octopus-Verlag.

 

Aufgabe:

Etwas Weißes klatscht auf die gerade noch freie Stelle des Schreibtisches. Hier, lesenSemal. Und dann will ichn Text haben. So etwa 2½ tausend. Das Dingen soll so zwischendurch gern gelesen werden, gerade jetzt im Sommer, nichts Anspruchsvolles, aber Vergnügliches allzumal, soll zum Dialog auffordern, um die Sippe der Blogger wachsen zu lassen. WeisenSe auch auf die Leichtigkeit der Mitnahme hin und suchenSe auch noch nach was Spannendem. Diese Frau, äh, na, Sie werden schon sehn, vielleicht. Und dann mal hopphopp, damit es noch in  die Samstagausgabe kommt. Die Tür knallt zu.

 

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   Nicht für jeden ist es verfasst, das Buch über das Nichts. Im Regal hat der mutige Leser auf der Suche nach sommerlicher Literatur bei arg zarter Rückenbeschriftung schon zu suchen. Im Erfolgsfall erhält er dafür ein Buch, das am Strand fast nichts an Raum im Badelaken einnimmt, jederzeit zur Seite gelegt werden kann, wenn einmal eine Jemand mit fast Nichts am Strand entlang tändelt, und das trotzdem die Frage nach dem so oft geschmähten, weil als langweilig abqualifizierten guten Deutsch beantwortet. Ja, in diesem Fall kann dieser Versuch über das Nichts vorurteilsfrei empfohlen werden.

   Ja, muss er empfohlen werden, ist doch das Briefromanchen (ein Brief, ein Brief! Ja, es gibt ihn noch. Und Schreibmaschinen auch noch!) die Form der Unterhaltung schlechthin schon seit Jahrhunderten, schwimmt der Leser also auf der Welle klassischer Empfindungen und leichter Lektüre zugleich. Wer von den ersten tabulae rassissimae im grellen Sonnenlicht nicht abgeschreckt ist (was erwartet man aber auch von Nichts? Und: einen gewissen Umfang muss so ein Traktat schon haben dürfen!), der wird sich als Peter nicht anpaulen lassen oder steht lieber innerlich auf der Seite des ewig einfallsreichen Visionisten Paul, der schon allerhand Mühe aufzubringen bereit ist, um als Animateur des schicken Nichts seinen Freund immerhin soweit mitzureißen, als es im Dialog sodann zu recht erklecklichem Nichts kommt.

   Peterle versucht es mit allerhand konventionellen, mit der stets als lesefaul geziehenen Jugend wohl ferneren Begriffen wie derwegen oder Ansinnen. Wer aber so ein richtiger Paul als Leser ist, der freut sich ob der Sprache, dem zuckt beim Lesen unablässlich  der imaginäre Stift in der Hand, um seine eigenen Einfälle sogleich einfügen zu wollen. Was am Strand ja nicht so einfach sein soll, aber da hilft dann der Abend auf der Piazza oder dem Balkon, Film- oder Buchtitel, einfach Zitate, die gekannt sein wollen, hinzuzufügen. Und wem dann - bis beinahe aus dem Nichts ein Gar-Nichts mehr wird - vor dem Hintergrund blendend blauen Himmels über blau-grüner See in flirrender Sonne die Vision der Frau Netzinger mit nackten Zehen am Wassersaum spielend erscheint, der ist dann endgültig gepackt.

   Der Marketing-Beginner erfreut sich sicher an überbordenden Blogger-Hinweisen, auch wenn diese sonst in die Kiste des Nicht-gedruckten zusammen mit ein paar Marotten gepackt gehörten (de nada...) und dann noch mehr sommerliche Gefühle aufkommen lassen würden...

   Bitte mehr vom Nichts! Nicht für jeden, aber für den Genießer allzumal.

-gbk-

(2.552 Zeichen)

 

 

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