Guten Rutsch!

Unser zweites Kind nahm’s wörtlich und erblickte in der Silvesternacht um 23 Uhr 59 das in diesem Moment sehr bunte Licht der Welt.
Wir freuen uns.

Alblauf

Letzten Sonntag hat es endlich mal wieder geklappt. Die Restfamilie war beim Reiten und die Alb lag vor mir wie ein Bilderbuch.

Laufschuhe an und los ging’s in Willmandingen im Rücken der drei Windräder “Eos”, “Aiolos” und “Helios”, die just vor 20 Jahren hier in Betrieb gingen und mit einem Schlag die Windkraftleistung in Baden-Württemberg verdoppelten.

Zur Zeit spielt hier das Theater Lindenhof sein Sommertheaterstück “Arche Konrad“. Ich aber laufe weiter, grüße Kühe, …

… einen für die Schwäbische Alb so typischen Solitärbaum …

… und den Erpfinger Campingplatz. Die Zugmaschinen sehen auf der Alb anders aus als am Lago Maggiore.

Seltsame Flurnamen huschen vorbei (im Hintergrund die verspargelte Landschaft) …

.. auf dem Weg in den kühlen Wald.

Die gute alte Schnitzeljagd scheint auch im Zeitalter der Geocaches noch nicht ausgestorben.

Das nächste Dorf ist Erpfingen, …

… unter anderem bekannt für die nahegelegene Bärenhöhle und sein besuchenswertes Ostereimuseum.

Dabei ist Erpfingen ganz Dorf geblieben, mit Dunglegen (ein Wort, das wohl bald mit Dornicht, dünken und dunnemals in den Wortfriedhof wandern wird), die noch in Betrieb sind …

… und Kapuzinerkresse, die man gerne esse.

Dann geht es wieder bergauf auf dem Promillesträßle Richtung Dreherhöfe, wo ich dunnemals zum ersten Mal am Steuer eines Kraftfahrzeugs saß, noch Jahre vom Führerschein entfernt, die Nase mühsam übers Lenkrad des Audi 80 erhoben. Trotzdem: An diesem Vogeltod traf mich keine Schuld:

Bei diesem Wetter wird auf der Alb “g’haibet”, Sonntag hin, Sonntag her. Nur wird hier nicht wie früher das Öhmd geerntet, sondern die Biogasanlage mit gehäckseltem Grüngut gefüttert.

Dennoch möchte auch der moderne Agrarwirt keine abgefahrenen Pneus in seinem Silo sammeln.

Dann verfranse ich mich trotz Wanderkarte und Smartphone erheblich und finde erst dank des Weißdorns

… wieder auf die richtige Spur. Und dann durchs Grafental, das von Trochtelfingen, vorbei an den für die Alb so typischen Wacholderheiden …

… nach Mägerkingen führt, wo alte Heimatgefühle wach werden.

Seltsam, den alten Zwiebelturm wiederzusehen, den ich zu Grundschul- und Konfirmationszeiten stets vor Augen hatte. Ich erinnere mich undeutlich aus dem Religionsunterricht bei Pfarrer Knoch, dass hier – in der evangelischen Exklave, umgeben von katholischen Dörfern – ein Reformator (Name? Auf meinem persönlichen Wortfriedhof) Zuflucht gefunden haben soll. Aus der Heimatkundestunde bei Fräulein Löffelhart (“Gabelweich” pflegte mein Opa zu frotzeln), dass sich einst ein ortsansässiger “Märte” (Martin) im Wald verlief, dank der Kirchenglocken der Blasiuskirche wieder in die Zivilisation zurückfand und daraufhin ein eigenes Glöckchen stiftete, das seit dieser Zeit jeden Abend (Um dreiviertel zehn? Zeitfriedhof.) den Verlorengegangenen heimläutet. Aus den eigenen Erinnerungen, dass ich hier, bei einer der Seckachbrücken meinen ersten Unfall hatte (mit dem Fahrrad einem Käfer die Vorfahrt genommen).

Dann kommt auch schon das Abholbusle und nimmt meine Erinnerungen mit. Auf dem nächsten Promillesträßle geht’s am Neuban vorbei ins katholische Harthausen, wo wir einer Freundin dabei helfen, einen ihrer Schuppen umzuschmeißen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ach, man müsste viel öfter über die Alb laufen.

Mörderisch

Ein römisches Täfelchen, …

… eine männliche Leiche …

… süße Indizien …

… sowie viele, viele Hinweise …

… sind die Zutaten für das toll inszenierte Krimispektakel “Mord im Museum”. Dabei betritt man auch Räume des württembergischen Landesmuseums im Stuttgarter Alten Schloss, die normalen Zuschauern verborgen bleiben.


Wer war’s – die Museumsdirektorin, die Gräfin, der Assistent, die Restauratorin, der Aufseher?

Zwar schaffte es unsere Ermittlergruppe vergangenen Donnerstag nicht, den Fall zu lösen. Großen Spaß gemacht hat es dennoch.

Die nächste Gelegenheit, den Mörder (oder die Mörderin?) zu jagen, bietet sich im September.

Gnadenlos

Immer immer wieder wieder hörenswert: Hannes Bauer (links) samt Orchester Gnadenlos (rechts). Mir pfeifen noch die Ohren vom Freitagabend-Konzert im Glemser “Hirsch”.

Immer wieder hörenswert: Hannes Bauer & Orchester Gnadenlos

Der Mann spielt seit 30 Jahren die gleichen pubertären Songs …

Marleen, die wohnt gleich neben mir,
an der Haltestelle steh ich jeden Morgen neben ihr,
ich würd sie gern viel öfter sehn,
Marleen, Marleen, Marleen

… für Biker …

Draußen isses dunkel, nur im Schuppen brennt noch Licht
Jo fummelt am Ofen, Öl und Dreck im Gesicht,
Er flucht und dreht noch eben die letzte Schraube rein,
da tritt jemand von außen die Werkstatttüre ein:
“Hallo Jo, schön dich zu sehn,
ich krieg noch n Riesen von dir.”

… und Bluesrocker (“Ich hau ab”, die eingedeutschte Gibgas-Variante von Alvin Lees “Goin home”) und hat dabei auch noch vor dreißig Leuten in der Dorfkneipe einen solchen Spaß, dass man immer immer wieder wieder hingehen muss. Deutscheren Rock’n’Roll gibt’s auch von seinem Chef nicht. Schon gar nicht als Trio.

Stefan Beck ist tot.

Den Tag vergesse ich nie. Du kamst ins TVV-Zimmer, warst richtig euphorisch und sagtest, da ist etwas, das wird die Welt verändern. Es nenne sich Hypertext. “Wozu soll das gut sein?”, fragte ich. “Alles wird vernetzt”, sagtest du, “mit Hyperlinks”. Ich verstand kein Wort. Später, als wir zusammen vor dem Bildschirm saßen und uns per Mosaic durchs ruckelnde Internet klickten, kapierte ich. Aber erst Jahre danach wurde mir klar, dass du schon damals wusstest, dass ein neues Zeitalter begonnen hatte.

Auch wenn wir uns schon lange aus den Augen verloren haben, gibt es täglich Gelegenheiten, bei denen ich an dich denken muss. Und das hat sicher den Grund, dass du der gleichzeitig scharfsinnigste wie warmherzigste Mensch warst, mit dem ich zusammenarbeiten und von dem ich lernen durfte. In meiner Erinnerung sehe ich dich stets lachen. Das macht mich leider nicht weniger traurig. Es ist nicht fair, dass du gehen musstest.

elektromobil (1)

Ich drehe den Zündschlüssel um, ein Signal ertönt, das Display sagt “READY”. Der Lüfter der Klimaanlage läuft leise auf Stufe eins. Mehr ist nicht zu hören. Ich stelle den Wählhebel auf “D” und tippe vorsichtig aufs Gaspedal. Das Auto bewegt sich geräuschlos und rollt vom Hof des Autohauses. Ein irritiert dreinschauender Fußgänger lässt mich grinsen. Ich habe soeben ein Elektroauto gekauft. Es ist Donnerstag, der 30. Januar 2014. Eine neue Zeit beginnt.


Nachbau des ersten Elektromobils von A. Flocken. (Foto: Franz Haag, Quelle: Wikipedia)

Neu? Meine Großmutter wurde 1889 geboren. Damals gab es bereits Elektroautos. 1839 baute der Schotte Robert Anderson das erste Elektrofahrzeug, seit 1888 stellte die Coburger Maschinenfabrik A. Flocken den weltweit ersten elektrisch angetriebenen Personenkraftwagen her. Zwei Jahre zuvor hatte Carl Benz seinen mit Verbrennungsmotor angetriebenen Motorwagen zum Patent angemeldet. Zusammen mit der schon länger bewährten Dampfmaschinentechnologie gab es also drei konkurrierende Antriebskonzepte für Motorwagen.

Ende des 19. Jahrhunderts schien klar, wie diese drei Gattungen den wachsenden Markt von Motorfahrzeugen unter sich aufteilen würden. Der Präsident des “Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins”, Oberbaurat a.D. Klose, beschrieb dies 1897 so:

“Als Motorfahrzeuge, welche ihre Energie zur Fortbewegung mit sich führen, machen sich zur Zeit drei Gattungen bemerkenswert, nämlich: durch Dampf bewegte Fahrzeuge, durch Oelmotoren bewegte Fahrzeuge und durch Elektrizität bewegte Fahrzeuge. Die erste Gattung dürfte voraussichtlich in Zukunft hauptsächlich für Wagen auf Schienen und schwere Straßen-Fahrzeuge in Betracht kommen, während das große Gebiet des weiten Landes von Oelmotorfahrzeugen durcheilt werden und die glatte Asphaltfläche der großen Städte wie auch die Straßenschiene von mit Sammlerelektrizität getriebenen Wagen belebt sein wird.” (Quelle: Wikipedia)

Tatsächlich wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die überwiegende Mehrheit der für den Personen- und Gütertransport eingesetzten Fahrzeuge sowohl in den USA als auch in Europa elektrisch betrieben. Selbst Kaiser Wilhelm II. hatte drei Elektroautos in seinem Fuhrpark. “Um 1900 waren in den USA 40% der Automobile Dampfwagen, 38% Elektrowagen und 22% Benzinwagen. Der Höhepunkt der Elektroautowelle wurde 1912 erreicht: 20 Hersteller bauten 33.842 Elektroautos.” (Wikipedia) Auch die symbolträchtige Geschwindigkeitsmarke von 100 Stundenkilometern wurde 1899 erstmals von einem Elektrofahrzeug überschritten.

Antriebe der Automobile in den USA um 1900 in %

Warum setzte sich ab 1910 dann trotzdem das Automobil mit Verbrennungsmotor durch? Dazu gibt es verschiedene Theorien. Sicherlich spielte die Erfindung des Anlassers eine Rolle, denn bis dahin mussten Benzinautos mühsam angekurbelt werden. Zudem hatten sie eine größere Reichweite. In den USA baute Standard Oil das Vertriebsnetz für Benzin aus und Henry Ford stellte sein T-Modell von Äthanol auf Benzin um. Möglicherweise – so die Theorie des niederländischen Technikhistorikers Gijs Mom – verhinderten auch kulturelle Faktoren die Verbreitung des Elektro-Autos.

Erst 80 Jahre später – im Zeichen wachsenden Umweltbewusstseins, angesichts der zweiten Ölkrise und mit der Entwicklung besserer Batterien – begannen Ingenieure in den 1990er Jahren, das alte Konzept E-Mobil wieder auf die Agenda zu setzen. Aber es dauerte fast weitere 20 Jahre, bis die großen Automobil-Hersteller ernsthaft daran dachten, Serienfahrzeuge mit Elektroantrieb zu bauen.

Eins ist jetzt meins.

(Fortsetzung folgt)

Kid-Cuts (63) – Medienkompetenz

Die Eltern haben Ausgang, packen sich ins Busle und fahren nach Sindelfingen, um dem Oralapostel Willy Astor zu huldigen. Kurz vor dem Ziel wollen wir nochmal auf die Eintrittskarten schauen, wo genau der Auftritt denn stattfindet (“War doch Stadthalle, oder?”), aber die Karten sind nicht da, nur die Hülle, in der sie mal gesteckt hatten.

Alles Suchen hilft nix, die Karten sind weg. Zum Umdrehen ist es zu spät. Ein Anruf zu Hause schickt die Babysitterin auf die Suche und tatsächlich liegen die Karten einsam in der Nacht auf dem Parkplatz vor dem Haus. Nun liegt die Lösung auf der Hand – zumindest sollte man den Versuch wagen.

“Kannst du die Karten fotografieren und uns durchschicken?”
“Ich versuch’s.”

Doch alle Mühe vergeblich. Das Bild der Eintrittskarten lässt sich nicht durchsimsen.
Zum Glück ist das Kind (7) soweit medienkompetent, dass es weiß, wie man das iPad aktiviert, ein Foto macht und eine Mail verschickt.
Zwei Minuten später haben wir die Karten auf dem Smartphone.

Unglaublicherweise genügt dem Mann am Schalter das Handyfoto, um uns Ersatzkarten auszustellen. Wir sind drin!

Bleibt nur noch die Frage, was das für ein Kraut ist, was die Babysitterin da raucht.

Pappkicker-News

Es braucht einen wirklich guten Grund, will man seinen halbwüchsigen Söhnen erklären, warum die Spielzeugeisenbahn weichen muss. Nico Nebel hatte einen: Den nagelneuen Pappkicker von Kartoni, den er hier im Blog per Los gewann.

Hätte ich nicht schon einen gehabt, würde ich nach seinem wundervoll bebilderten Test sofort losziehen, um mir einen zu kaufen. Ein Grund mehr: Wie mir Nico versicherte, sind die Kinderkrankheiten des Pappkickers dank extra verstärkten Seitenteilen nun beseitigt.

Auch die Software – sprich: Das Spielermaterial – scheint aufgemotzt worden zu sein. Offenbar sind sogar Frauenteams im Angebot.