Alltagsrassismus

Man konnte in den letzten Tagen viel über die bös missglückte WDR-Sendung “Die letzte Instanz” lesen und hören. In dieser Talkshow diskutierten vier weiße Promis unter anderem über Rassismus. Allein dieser Satz sagt eigentlich schon alles. Vier Männer diskutieren über Sexismus. Vier Banker diskutieren über Hartz 4. Vier Nonnen diskutieren über Autotuning.

Zum Glück muss niemand diese Talkshow sehen. Michel Abdollahi hat sie für uns zusammengefasst. Und erklärt uns auf unglaublich sachliche Art, wie Alltagsrassismus funktioniert. Warum es nicht darum geht, “dass man es ja nicht so meint” oder “dass man nichts mehr sagen darf”. Sondern darum, wie sich rassistische Strukturen in der Sprache manifestieren. Und warum sich das ändern muss. 13 lohnende Minuten.

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Seit geraumer Zeit nervt Windows 10 nun wieder mit seinem neuesten “Funktionsupdate”. Natürlich werde ich es früher oder später installieren müssen. Dann möchte ich das aber zu einer Zeit tun, in der ich nicht produktiv sein muss, denn kein Mensch weiß, wie lange das Ding braucht und welche Katastrophen danach wieder auszubügeln sind.

Der Hinweis heute morgen sah nun etwas anders aus als bisher. Offensichtlich hat Microsoft eine raffinierte Idee entwickelt, wie das vertrackte Zeitproblem zu lösen ist: Eine Zeitmaschine spult das Update einfach in der Vergangenheit ab. So hat man dafür locker so viel Zeit wie die Entstehung fossiler Brennstoffe benötigt. Das sollte reichen. Genial!

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Das Gift wirkt

Lieber Deutschlandfunk!

Ich schätze deine Nachrichten, deine Moderatoren, deine Sachlichkeit und überhaupt deine Existenz. Wegen dir zahle ich die Rundfunkgebühren gerne. Aber in den Sechsuhrnachrichten heute morgen fielen mir zwei Punkte auf, die mich spüren ließen: Das AfD-Gift wirkt jetzt auch schon bei dir.

Nummer eins: Die Meldung über die Tötung eines 14-Jährigen durch einen 15-Jährigen in Lünen endete mit dem Satz: “Der Tatverdächtige, der morgen dem Haftrichter vorgeführt werden soll, und das Opfer sind Deutsche.” So gut die Nennung der Nationalitäten vielleicht gemeint sein soll – sie ist reines AfD-Sprech und steht im Gegensatz zum Pressekodex, wonach die Nationalität von Tätern oder Verdächtigen nur genannt werden soll, wenn ein begründetes öffentliches Interesse besteht. Im vorliegenden Fall wird aber geradezu suggeriert, dass es berichtenswert sei, dass es sich bei Täter und Opfer um Deutsche handelt. Tenor: Das hier ist die Ausnahme von der Regel. Und die Rechten reiben sich die Hände.

dlf24aufmacher

Nummer zwei (und gleichzeitig Aufmacher auf deiner Internetpräsenz dlf24.de): Ich kann mich nicht erinnern, jemals in den Nachrichten gehört zu haben, welche Partei welchen Vorsitz in den Fachausschüssen des Bundestags erhalten habe. Heute morgen aber zählst du alle Ausschüsse auf, in denen die AfD den Vorsitz übernehmen soll – und nur die. Mag sein, dass es von Interesse ist, welche Ausschüsse die unter Beobachtung stehende Partei dominieren wird. Vielleicht auch eine Meldung wert wäre, dass ein AfD-Abgeordneter, der nach Medienberichten Verschwörungstheorien verbreitet und fremdenfeindliche Ressentiments schürt, den Haushaltsausschuss übernimmt. Aber hat man jemals gemeldet, welcher Hinterbänkler den Tourismusausschuss besetzt? So erhalten die Rechtspopulisten das, was sie am liebsten mögen: Aufmerksamkeit für nichts.

Lieber Deutschlandfunk: Lass das bitte sein!

Agenda-Setting

Franziska Schreiber trat 2013 in die AfD ein, war Pressesprecherin der “Jungen Alternative” und in Sachsen auch zeitweise deren Vorsitzende. Sechs Tage vor der Bundestagswahl verkündete die 27-Jährige ihren Austritt aus der Partei. Das lesenswerte Vice-Interview mit Schreiber zeigt die Innenseiten der AfD, aber auch, was zu tun ist.

Wie kann man der AfD am besten schaden?
Wenn man die AfD sinnvoll angreifen will, muss man verhindern, dass sie Themenmonopole hat. Und man muss immer wieder zeigen, dass die Partei in fast allen Punkten nicht über die Analyse des Problems hinausgekommen ist.

Schon vor dem Start der Koalitionsverhandlungen hat die CDU-Kanzlerin eine verfassungsfeindliche CSU-Obergrenze für das Asylrecht akzeptiert. Und wer hat das Thema auf die Agenda gesetzt?

Von Österreich lernen

Das systematische Hyperventilieren der Medien, wenn es um die Rechtspopulisten geht, wird weitergehen. Die einen greifen die anscheinend so virulenten Themen dieser Partei verstärkt auf, die anderen beobachten jeden Pups einer Gruppierung, die von 87 Prozent der Wähler abgelehnt wurde. Und alle spielen damit nach den Regeln einer Partei, die sehr genau weiß, wie sie weiter nach oben kommt. Sie hat mit der FPÖ ein Vorbild, das vor 30 Jahren in Österreich demselben Sumpf entstieg.

Christoph Schattleitner erklärt in einem lesenswerten Hintergrundbeitrag bei Krautreporter aus österreichischer Sicht die Spielregeln, aber auch, wie man sich diesem rechtspopulistischen Mensch-ärgere-dich entziehen kann: Indem man die Rechtspopulisten ernst nimmt.

“Dieser Zugang holt das Spiel wieder auf den richtigen Boden, den demokratischen. Wenn man der Versuchung widersteht und die Pöbeleien ignoriert, bleibt nämlich nicht mehr viel von den Rechtspopulisten übrig. Sie haben meist einfach nur eine große Klappe. Deshalb entzaubert man sie nicht mit Empörung, Warnung oder Anschreien. Man entzaubert sie – wie der Abgeordnete der österreichischen Grünen und jetzige Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Video unten –, wenn man ihre Vorschläge ernst nimmt und sie sachlich durchrechnet. Ihre Politik ist nicht logisch und führt in den seltensten Fällen zu besseren Lösungen.

Sie ernst zu nehmen, heißt nicht, sie zu relativieren. Es ist nur der erfolgversprechendere Weg, sie zu kritisieren. In der österreichischen Geschichte haben die Rechtspopulisten übrigens nur zwei Mal – dafür fundamental (minus 28 Prozent, minus 16 Prozent) – vom Wähler eins auf den Deckel bekommen. Das war, als sie in der Regierung saßen und nicht mehr schreien konnten (aber sehr, sehr viel kaputt gemacht haben).”

Hier das erwähnte Video, in dem der heutige Bundespräsident Van der Bellen die FPÖ ernst nimmt, eine Lehrveranstaltung für den Umgang mit den Neuankömmlingen im 19. Deutschen Bundestag:

Liebe Firma StarMoney,

Sie hatten beabsichtigt, eine Software zu schreiben, die bei den Anwendern Vertrauen erweckt. Macht ja auch Sinn, wenn es um Online-Banking geht. Da würde ich Ihnen gerne einen Tipp zu den “Status-Meldungen” Ihres Programms geben:

starmoney-anfuehrung

Anführungszeichen signalisieren “Distanzierung”, manchmal auch Ironie. Axel Springer schrieb die sogenannte “DDR” in Anführungszeichen. Eine Terminüberweisung in Anführungszeichen könnte heißen, dass es sich um so etwas wie eine Terminüberweisung handeln könnte – aber nicht muss. Vielleicht ist es sogar gerade keine Terminüberweisung, wer weiß? Damit kann sich der Anwender sicher darauf verlassen, dass eine Terminüberweisung durchgeführt wird – oder nicht. Überwiesen wird dann so eine Art “Betrag”, was auch immer das sein soll. Vielleicht die Note für das bisherige Betragen des “Kunden” gegenüber der “Bank”? Ja, wäre möglich. Vielleicht auch nicht. Machen Sie einfach weiter so, dann “kaufe” ich auch das nächste Update Ihrer “Software”.

Ein “Anwender”.

eleven nine

Ich werde mich stets an den Moment erinnern, an dem mir klar wurde, dass Donald Trump der 45. Präsident der USA werden würde. Ähnlich wie andere Momente: Der Fall der Mauer, der Einsturz der Türme in New York, die Geburten meiner Töchter. Aber es gibt einen Unterschied: diese Ereignisse waren unumkehrbar. Trump hingegen kann ein Tintenklecks in den Geschichtsbüchern werden – wenn wir das wollen.

Denn er wurde nicht von der Mehrheit der Amerikaner gewählt. 80-90% hierzulande wählen nicht AfD. Die jungen Briten wollten in der EU bleiben. Es gibt keinen Grund, den Hasspredigern das Feld zu überlassen. Dann bleibt die Trump-Wahl das letzte Aufbäumen der alten, weißen Männer, bevor sie in der Marginalisierung verschwinden.

Also Schluss mit der Schockstarre, schaut auf das Positive:

So haben die 18-25-Jährigen gewählt. (Quelle: @regendelfin)

So haben die 18-25-Jährigen gewählt. (Quelle: @regendelfin)

Leslie Knope schreibt einen Brief an Amerika, den alle lesen sollten, die noch immer nicht glauben wollen, dass bald ein furzender T.Rex im Weißen Haus sitzen wird. Und was sie dann tun sollen.

“He is the present, sadly, but he is not the future. You are the future. Your strength is a million times his. Your power is a billion times his. We will acknowledge this result, but we will not accept it. We will overcome it, and we will defeat it.”

Zum Beispiel so:

Quelle: @InaRuck

Quelle: @InaRuck

Und so.

Kid-Cuts (64) – Muss ja auch mal gesagt sein

Drehe ich doch gestern auf der Suche nach Schmierpapier einen herumliegenden Zettel um und entdecke das:

Jetzt weiß ich endlich, was der Sohnemann (6) von mir hält. Wenigstens ist er ehrlich. Und ich werde mich künftig tunlichst hüten, einfach so rumliegende Zettel umzudrehen.