Nein, heute geht es nicht um Musik, sondern um ein Phänomen, das Kinder lieben, Eltern in den Wahnsinn treibt und Verlage eine „Cashcow“ nennen: Pixi-Bücher. Wer mit einem Kind eine Buchhandlung betritt, kommt immer mit einem Euro weniger und einem Pixi mehr nach Hause. Nach Heimkunft muss das Neumitglied noch am selben Tag zwanzigmal vorgelesen werden. Später wird es dann sogleich zum lieblingsten Lieblingsbuch aller Zeiten oder es bleibt solange unbeachtet rumliegen, bis es ins Altpapier portiert wird, wo es der Sprössling postwendend herausfischt und tränenreich versichert, dass gerade dieses Pixi noch dringend benötigt wird. Manche Pixis können Eltern morgens um vier im Halbschlaf rezitieren, andere werden intensiv gehasst. Conny-Pixis stehen hier weit oben auf der Liste. Aber es gibt auch pädagogisch wertvolle und sogar liebevoll gemachte Pixis. Pixi Nummer 1469 gehört weder in die eine noch in die andere Kategorie.
Vermeintlich emanzipatorisch will das Pixi „Berta, die Baggerfahrerin“ den Kindern beibringen, dass Frauen auch Männerberufe ergreifen können. Wie schafft Berta das? Sie kauft sich einen Bagger und fährt damit so lange durch die Stadt, bis sie bei Peter Buddels Baugeschäft landet. Der erfolglose Bauunternehmer hat in Pisa den Turm schief gebuddelt und in Holland alles unter Wasser gesetzt. Darum hat er keine Aufträge und kann Berta auch keinen Job anbieten. Da wird Berta aktiv und buddelt mit ihrem Bagger ein riesiges Loch in die Stadt, das nach drei Tagen Baggern zum größten Spielzimmer der Welt wird. Jetzt kommen viele Kinder zum Spielen und Aufträge gibt es auch. Und das Unternehmen heißt „Berta & Buddel GmbH“.
Nochmal kurz zusammengefasst: Um an dem Männerberuf „Baggerfahrer“ partipieren zu dürfen, erwirbt Berta zunächst das Produktionsmittel mit Eigenkapital. Laut Text ist das ein großer, gelber Bagger. Laut Bild ist es ein kleiner, roter. (Lieber Carlsen-Verlag: Lasst künftig bitte irgendein Kind korrekturlesen. Denn jedes Kind kann rot und gelb unterscheiden.) Aber sie versucht jetzt nicht etwa, selbst an Aufträge zu kommen, sondern sieht ihre Chance darin, sich beim hinterletzten, erfolglosen Bauunternehmer zu bewerben. Wer sonst würde eine Frau nehmen? Dann gräbt sie – ohne Genehmigung natürlich – die halbe Innenstadt um. Dabei baut sie – natürlich, sie ist ja eine Frau! – einen Spielplatz. Einen Helm hat sie – im Gegensatz zu Buddel – selbstverständlich nicht auf. Die Frisur! Den großen, gelben Bagger fährt übrigens Peter Buddel. Große, gelbe Bagger sind halt eher was für Männer.
Heilige Scheiße, ging das daneben!