Kunstlump

Plagiate sind ganz schön schäbig. Schön und schäbig. Schäbig, weil sie das Original auf eine beschmutzende Art benutzen. Schön, weil sie ein Kompliment an den Urheber des Originals sind.

Treffe ich auf ein Plagiat, dann denke ich an die Menschen, die dahinterstecken. Überlege mir, wie sie mit ihrem schlechten Gewissen leben können. Stelle mir vor, wie ihr Blick morgens in den Spiegel fällt und sie dann schnell wegschauen. Dass sie aus Angst vor der Entlarvung nachts schlecht schlafen. Dass sie sich furchtbar schämen, wenn alles herauskommt.

Dann wieder fürchte ich, dass mein Menschenbild viel zu idealistisch ist. Dass es Menschen gibt, die stolz auf ihr Plagiat sind. Dass sie herunterschauen auf andere, die ihnen glauben. Die sich die Hände reiben, weil sie schlauer sind als andere. Die sich gerne im Spiegel sehen, wunderbar schlafen und überhaupt nicht schämen.

Ich bin mir nicht sicher, wie ich auf ein Plagiat meiner Arbeit reagieren würde. Wahrscheinlich wäre ich sauer. Vielleicht ein bisschen stolz. Und ziemlich zornig. Aber ich glaube kaum, dass ich so lässig reagieren würde wie der Zürcher Künstler Sala.

Der startete vor ziemlich genau einem Jahr mit seinem Projekt Onethousandpaintings – ein Projekt, das mir so gut gefiel, dass ich meine eigene Zahlenkunst orderte und auf Umwegen auch erhielt.

Screenshot Onethousandpaintings

Letzte Woche berichtete Sala in seinem Blog von einer Webseite, deren Urheber unverhohlen seine Idee abkupfern und es nicht einmal für nötig halten, einen Link zum Original zu setzen erst, als das Plagiat entdeckt wird, gönnerhaft einen Link zum Original setzen:

Screenshot Artinitials

Es scheint sich hier um jemanden zu handeln, dessen Kreativität darin besteht, Zahlen durch Buchstabenpaare und ein Berechnungsmodell durch ein anderes zu ersetzen. Und ich wette, dass letzterer Punkt am allergenauesten geprüft wurde: Wieviel Geld können wir damit verdienen?

Zwar hatten die Dadaisten Heartfield und Grosz etwas ganz anderes im Sinn, als sie ihr Pamphlet „Der Kunstlump“ veröffentlichten, zwei Sätze daraus passen dennoch perfekt:

„Der Künstler steht nie höher als sein Milieu und die Gesellschaft derjenigen, die ihn bejahen.
Denn sein kleiner Kopf produziert nicht den Inhalt seiner Schöpfungen, sondern verarbeitet (wie ein Wurstkessel Fleisch) das Weltbild seines Publikums.“

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4 Gedanken zu „Kunstlump

  1. Also dasmit den Buchstaben ist ja wirklich ein reines abkupfern. Interessant und ganz spannend finde ich das Projekt unter http://www.one-world-picutres.com, das zwar auch eine gewisse Ähnlichkeit mit den thousandpaintings hat, aber dennoch nicht wirklich eine Kopie. Schließlich ist ja auch die thousandpainting-Seite keine absolut eigene Idee, sondern auch von früheren „Zahlenkünstlern“ inspiriert, was ja vollkomme in Ordnug ist, da sich Kunst oft aus ihr selbst erneuert oder inspiriert. Bei den one-world-pictures gefallen mir dabei vor allem mal auch die Bilder selbst: Umrisse der einzelnen Länder der Wetl mit einer Nationalfarbe gefüllt, sieht ein wenig aus, wie ein Tintenklecks. Die Bilder werdn hier nicht direkt verkauft, sondern können ähnlich wie bei e-bay ersteigert werden.

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  4. Ich finde generel die Internet Kunst Welle seht intressant, bin selber stolzer Besitzer der zahl 580, finde solche Projekte auch insprierend, aber schluss endlich funtioniert es nur mit einer eigenen Idee.

    Ich habe mit einen Freund Eugen Meier das Kunstprojekt Earthpaintings.com ins leben gerufen.

    Eugen Meier ist aber schon Earthpainter seit 1954 obwohl das Thema Erde nun in einem Horrorkleid kommt, dabei ist die Erde das schönste was wir haben.

    Gruss

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