Neu im Regal (17)

FerrisJoshua Ferris: Wir waren unsterblich. Reinbek (rororo) 2007.

Wild und ungezügelt war das Leben in den Werbeagenturen und Internet-Startups, bevor im Frühjahr 2000 alles zusammenbrach. Den Alltag in einer Chicagoer Agentur, die Kollegen mit all ihren Macken und letztendlich die Angst vor den unvermeidbaren Kündigungen, das zeigt auf furiose Art und Weise Joshua Ferris in seinem Roman, der im ersten Drittel als bloße Aneinanderreihung von (sehr schrägen) Büro-Schnurren daherkommt, und dann von harmlos plauderigen Episoden in eine existenzielle Tiefe umschlägt. Statt einer bloß nostalgischen – und damit banalen – Rückschau trägt Ferris das ganze satte und kaputte Leben in all seinem Auf und Ab in seinen Roman hinein. Kein „Generation Golf“ also für die, die sich wehmütig an die guten alten Zeiten vor dem Platzen der Dotcom-Blase erinnern wollen, sondern ein böser Büroroman, der die Arbeitskollegen als das begreift, was sie sind: Eine aufgezwungene Zweitfamilie, der man ebenso wenig entkommen kann, wie seiner eigenen. Ferris schreibt das mit einer wilden Lust an abgefahrenen Dialogen, einem scharfen Sinn für das Groteske und einer Abgebrühtheit, die man einem so jungen Hund kaum zutrauen würde. 

11 Gedanken zu „Neu im Regal (17)

  1. Dabei ist das so ein gebräuchlicher Name: Veronika Ferris, Ferris der Stier, Ferris Puskas, Ferris Porsche. Auch im Fußballklub Ferrisvaros Budapest, der Traktorfirma Ferrison, dem magischen Getränk Ferris Branca und der Süßigkeit Ferris Rocher kommt Ferris vor. Die ganze Welt ist Ferris!

  2. Und das was Marcel Reich-Ranicki macht. Und vielleicht auch der wog, wenn er nicht gerade lobt: ein Ferris. Viele Ferrisse. Alles auf Kosten des Ferrisnisgedanken

  3. Schwäbisch-Nachhilfe: Das heißt natürlich nicht „Schuper!“, sondern: „Dees isch suppr!“

  4. Sehe ich das richtig? Die Schwaben sprechen das s nur mitten im Wort wie sch aus, nicht am Anfang und auch nicht am Ende. Dort klingt es wie ein Allerwelts-S?

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