Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. Was hat Nokia denn gemacht? Das, was ein börsenorientiertes Unternehmen zu tun pflegt: So viel Geld verdienen wie möglich, um den Aktionären und dem Management einen hohen Profit zu bescheren. Das heißt, Standorte aussuchen, die Subventionen versprechen, den Umsatz hochschrauben und die Kosten niedrig halten. Sind anderswo niedrigere Kosten oder gar neue Subventionen greifbar, dann wird eben nach Rumänien umgezogen.
Ungezogen ist daher die heuchlerische Heulerei mancher Politiker, die sich gestern feiern lassen, wenn sie mit Subventionen aus unseren Steuergeldern Unternehmen anlocken, heute in deren Aufsichtsräten sitzen und ihnen morgen unmoralisches Handeln vorwerfen, wenn sie genau das tun, was offen in ihren Geschäftsberichten geschrieben steht.
Allenfalls als schwarzen Humor könnte man dagegen das Verhalten derjenigen bezeichnen, die gestern ihre Riesterrente in möglichst profitable Aktienfonds packen, heute schon wieder das neueste (aber auch möglichst billigste) Handy besitzen möchten und sich morgen wundern, wenn ihr Arbeitsplatz futsch ist.
Offenkundig haben die meisten immer noch nicht verstanden, dass die Globalisierung zwei Seiten und unser eigenes Handeln stets auch indirekte Konsequenzen für uns selber hat. Es mag banal klingen, aber eine nachhaltige Wirtschaftspolitik ist möglich, wenn sie sich an den Grundsatz globalen Denkens und lokalen Handelns hält.
Natürlich ist es lustig, Nokia zu boykottieren, und vielleicht kriegt der eine oder andere finnische Manager jetzt das Fracksausen. Ich habe noch nie was von denen gekauft und bin derzeit auch nicht in der Stimmung, dies zu ändern. Ich halte den Fall Nokia aber für eine gute Gelegenheit, sich eingehender mit dem Thema zu beschäftigen. Zum Beispiel hier:
Sven Weber analysiert die Situation in Telepolis ebenso gut, wie sie Bernd Ziesemer im Handelsblatt nüchtern kommentiert. Zum Thema Subvention steuert Johnny Häussler im Spreeblick eigene Erfahrungen bei, während Ecki für solche Fördergelder eine überraschend andere Verwendung vorschlägt.
Schönes Wochenende!