Jörg Dieter Beirer: Apfelland. Aphorismen / Gedichte / Sprüche. Münsingen-Rietheim (Wiedemann Verlag) 2013. 102 Seiten, 10 Euro. ISBN 978-3-941453-13-5
Der Kabarettist, Musiker und Dialektiker Jörg Beirer ist nicht nur waschechter Schwabe, sondern auch Meister der „kloine Sprich“. Ebensolche hat er jetzt in seinem Büchlein „Apfelland“ versammelt. Äpfel gibt es dort zuhauf. Nicht nur prall und bunt auf dem Titel, sondern auch hintergrundbildend blass und grau auf jeder einzelen Seite. Meint man nun, hier fänden sich Sprüche à la „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ und dergleichen, fehlt man jedoch weit.
Denn Äpfel sinnen hier nur übertragen vor sich hin: Die vom Autor gepflanzten Apfelwortkernchen reifen im Kopf des Lesers zu baumartigen Erkenntnissen. Wer sich jeden Tag die Zeit nimmt, eine Seite in Ruhe durchzulesen, verfügt schon nach kurzer Zeit über eine veritable Streuobstwiese an Einfällen, Sprüchen und Unerhörtem. Eine Kostprobe?
„Blauäugigkeit bewahrt nicht vor Schwarzseherei.“
„Viel Arbeit entsteht durch Vergänglichkeit.“
„Fundstück: Ein herrenloses Damenfahrrad“
„Lasst Worte sprechen.“
Socialmediaerprobte erkennen sofort: Hier twittert einer auf hohem Niveau. Auf Papier. Wir kennen das eher andersrum.
Aber Beirer ist nicht nur Aphoristiker, sondern auch Lyriker. Und hier kommen auch Schwaben auf ihre Kosten.
Lau
Dr Fernsäh auslau
Zeidong liega lau
En dr Keller gau
Moscht ens Kriagle lau
En da Garta gau
Sonn‘ scheina lau
[Da ich die offizielle Buchvorstellung in Pfullingen leider verpasste, erhoffe ich mir einen Nachholtermin bei der Mössinger Apfelwoche im Herbst. Jörg Beirer klang am Telefon hoffnungsfroh. Ich freue mich schon im voraus besonders auf die „Ode an die Arschbombe“.]