Gönni 12 ist ein Künstlertreff, der früher Schmale 2 hieß, benannt nach der jeweiligen Adresse in Pfullingen. Hier treffen sich Monat für Monat Schriftsteller:innen, Schauspieler:innen, Musiker:innen, Maler:innen, Zaubernde und Bezaubernde, … Sie spielen oder lesen sich gegenseitig Neues aus ihrem Repertoire vor, vernetzen sich, tauschen sich aus und bilden so eine Gemeinschaft von Kunst- und Kulturschaffenden aller Art. Seit Beginn der Corona-Pandemie fanden keine physischen Treffen mehr statt. Dennoch gab und gibt es einen regen Austausch über Gerald Ettweins E-Mail-Verteiler. Am 7. November, die “zweite Welle” nahm gerade Fahrt auf, schrieb Gerald:
Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir in der Gönni 12 haben uns in der letzten Zeit unterhalten, wozu dieser schöne Verteiler genutzt werden kann. Veranstaltungen gibt es ja keine mehr, die wir ankündigen können. Das Bedürfnis nach Austausch, Kontakt, Kommunikation besteht aber weiterhin bei vielen.
Jede*r von uns wurschtelt sich mehr oder weniger glücklich durch diese Zeit. Jede*r hat seine Strategien entwickelt, diese Zeit zu meistern. Oder auch nicht. Jetzt entstand die Idee, euch aufzufordern, der Schmale-2-jetzt-Gönni-12-Community zu berichten, wie es euch geht in dieser arbeitslosen Zeit.
Ich fände es super, Berichte von euch zu erhalten, wie ihr das macht: finanziell, psychisch … ob alle Kellerräume schon aufgeräumt, alle Wände schon gestrichen, alle Wanderungen schon gewandert sind, ob ihr Energie habt, weiterhin kreativ zu sein (oder erst recht, weil ihr nicht abgelenkt seid) oder ob da gar nichts kommt (wie z.B. bei mir), ob ihr todunglücklich oder wütend seid, oder der Zeit auch was abgewinnen könnt, ob ihr eure Eigentumswohnungen schon verkaufen, die Lebensversicherungen auflösen musstet …
Natürlich jede*r so viel wie er/sie das berichten mag, traurig, witzig, sarkastisch, wütend, entspannt … Uns würde das wirklich interessieren und bereichern. Vielleicht können wir dadurch den Kolleg*innen auch Anregungen geben, wie es auch sein kann. Schreibet – mir send g’spannt!
Noch am selben Tag kam die erste Rückmail, und dann immer mehr Berichte aus dem Lockdown. Diese Rückmeldungen berührten mich sehr. Aber noch mehr erstaunten sie mich. Kaum ein anderer Sektor wurde so allein gelassen wie die Kunst. Doch während allerorten gejammert wird zum Steinerweichen, fand ich in den Mails der Kolleg:innen trotz der deprimierenden Aussichten so viel Positives, dass ich fand, man müsste dieses Bild festhalten. Als Lichtblick in anderen dunklen Tagen, als Mahnung, die Kultur niemals zu vergessen, als Hoffnung auf bessere Zeiten und irgendwann auch als Erinnerung an eine Zeit, die wir alle so schnell nicht vergessen werden.
Deswegen fasste ich die Mails chronologisch zusammen und bebilderte sie mit im Netz verfügbarem Material. Daraus entstand ein kleines Büchlein, das ich im Februar fertigstellte. Es steht jetzt in der Gönni 12. Und kann hier als PDF angeschaut werden.