Die Situation:
Vater versucht zu arbeiten. Die Kinder spielen – im Badezimmer. Als sich der Anteil der Wörter „Kacka”, „Pipi” und „Pups” an der Unterhaltung der beiden Drei- und Fünfjährigen von den sonst üblichen 35 auf 75 Prozent erhöht, wird Vater aufmerksam und schaltet das Aufnahmegerät ein. Ein Protokoll.
Der Kleine: Du Kacka!
Die Große: Du Piesel!
Der Kleine: Ich kacker und puller auf dich.
Die Große: Nein ICH kacker und puller auf dich.
Der Kleine: Nein ich.
Die Große: Nein ich.
Der Kleine: Du Pups.
Die Große: Nein, ich bin kein Pups.
Der Kleine: Pupkacka!
Die Große: Bin kein Pupkacka.
Der Kleine: Du Pups.
Die Große: Nein.
Der Kleine: Du hast jetzt Kokosmasokearnprioa.
Die Große: Was?
Der Kleine: Du Pups.
Man merkt, in welche Richtung dieser Dialog geht. Nach zwei bis drei Stunden nimmt die Unterhaltung jedoch eine spektakuläre Wende. Denn anstatt zu antworten, verlegt sich die Große, und in dieser Art der Gesprächsführung bereits sehr Beschlagene, auf eine Art Zermürbungstaktik und intoniert mit leisem Singsang ihr Kleinkindmantra:
Die Große im Hintergrund: Du Pups, du Pups, du Pups, du Pups…
Der Kleine ist verblüfft über diese Wendung, weiß zunächst nicht, wie er kontern soll. Probiert es zunächst mit einem weiteren Hinbellen von „Du Pups”, und „Du Kacka”, was die Große aber ignoriert und weitermacht mit „Du Pups, du Pups, du Pups, du Pups…”
Als auch diverse Äußerungen des Wortes „Nein” in unterschiedlichsten sprachlichen Schattierungen nichts bringen, greift der Kleine in höchster Verzweiflung zu seiner mächtigsten Waffe: der Lautstärke. Die setzt er aber bereits gewitzt ein. Und statt einzelne Brüller auszustoßen, weiß er um die Wirkmächtigkeit einer Sirene. Ein anfangs kaum hörbares „Nein” lässt er gekonnt zu einem gellenden Schrei anschwellen. „NEIN!”
Die Große weiß, wann ihre Mittel aufgebraucht sind und man eine Schlacht verloren hat. Deshalb muss Papa ran und die Große schützt ein körperliches Bedürfnis vor, um den Kleinen vom Thron zu stoßen – auf dem sitzt er nämlich bereits seit geraumer Zeit:
„Ich muss ganz dringend pullern”, sagt sie. Aber die Toilette ist besetzt. Wäre sie drauf und der Kleine müsste mal: Kein Problem. Er könnte ja noch aufs Töpfchen. Andersrum geht das aber auf keinen Fall. Weshalb große Ratlosigkeit angesagt ist. Den Kleinen anzutreiben wäre aussichtslos. Ich spiele mit dem Gedanken, die Große ins Waschbecken zu setzen. Verwerfe das aber sofort wieder aus mehreren Gründen. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Der Kleine steigt mit großem Grinsen vom Thron und zeigt voller Stolz auf seine heldenhafte Verrichtung: einen Riesenhaufen, den er mit folgenden rätselhaften Worten beschreibt, nach denen alle völlig fassungslos im Raum stehen und diese kleine Geschichte ihr Ende findet.
Er sagt: „Man sieht nur die Nase, die Augen und Ohren.”