Spätestens nach der zweiten Folge von Weissensee, dem jüngsten Versuch der ARD, mal etwas halbwegs anständiges in Richtung Familienserie zu produzieren, musste mich die Liebste jeden Dienstag nach der Tagesschau betteln: „Komm doch, eine noch, so schlimm ist es doch gar nicht.“ Oh doch. So schlimm war es dann doch. Gestern wurde die letzte Folge der Geschichte einer Stasi-Familie mit Romeo- und Julia-Konflikt versendet und als am Ende links oben vor dem Verweis auf die ARD-Mediathek im Internet die Frage „Sendung verpasst?“ gestellt wurde, seufzte ich nur: „Ach hätte ich das doch.“
Das war also auch nichts, obwohl es doch als eines der ambitioniertesten Fernsehprojekte dieses Herbstes angekündigt war. Und ich war schwer gewillt, nicht zu denen zu gehören, die immer nur auf den US-Serien-Markt schielen und über hiesige Produktionen schimpfen. Der „Kriminaldauerdienst“ im ZDF war groß, die Krimi-Comedy „Mord mit Aussicht“ auch ein gutes Format, neue Folgen sollen auch von Juni an gedreht werden. Right on, ARD! „Weissensee“ aber kippte spätestens nach Folge 2 in Richtung einer oberflächlich emotional zugekleisterten Telenovela, bei der man sich schon die Haare raufen mochte, wenn in haarigen Momenten immer dann auf Punkt der Schmalz-Musik-Einsatz kam, so wie es auch bei der „Sklavin Isaura“ der Fall war. Das mag jetzt anständige Quoten gebracht haben, und damit vielleicht auch eine Fortsetzung der zunächst sechsteiligen Serie, eine akzeptable Brücke zwischen Mainstream-Befriedigung und Qualitätsanspruch bildet „Weissensee“ aber keinesfalls.
Das andere Beispiel ist eines der vielleicht wirklich ambitioniertesten und teuersten Fernsehprojekte – nicht nur diesen Herbst, war ja bereits auf Arte zu sehen, läuft von Freitag an in zehn Folgen im Ersten (ab 21.45 Uhr), ist Im Angesicht des Verbrechens. Hier gab es von Dominik Graf meisterlich umgesetzte Momente, viele gute Schauspieler und einige Folgen, die in der Folge US-amerikanischer Serien aus konventionellen Erzählmustern ausbrachen und nicht alles platt gemacht haben. Sei es der Finanz- oder einer anderen Not geschuldet sein: Am Ende wurde alles sehr flach, flugs der Sack zugeschnürt und klischeehaft durcherzählt.
Hoffnung macht da nur noch Kommissarin Lund, die bereits vor zwei Jahren in ihrem ersten Fall zehn Sonntage lang für Hochspannung sorgte. Sonntag um 22 Uhr geht es los mit einer neuen Staffel. Fünf Wochen lang mit jeweils 100 Minuten der fast schon verbitterten Ermittlerin. Eine dänisch-deutsche Produktion. Na also, es geht doch. Und vielleicht sieht man mit dem Zweiten – und den Dänen – wirklich besser.
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