Alblauf

Letzten Sonntag hat es endlich mal wieder geklappt. Die Restfamilie war beim Reiten und die Alb lag vor mir wie ein Bilderbuch.

Laufschuhe an und los ging’s in Willmandingen im Rücken der drei Windräder „Eos“, „Aiolos“ und „Helios“, die just vor 20 Jahren hier in Betrieb gingen und mit einem Schlag die Windkraftleistung in Baden-Württemberg verdoppelten.

Zur Zeit spielt hier das Theater Lindenhof sein Sommertheaterstück „Arche Konrad„. Ich aber laufe weiter, grüße Kühe, …

… einen für die Schwäbische Alb so typischen Solitärbaum …

… und den Erpfinger Campingplatz. Die Zugmaschinen sehen auf der Alb anders aus als am Lago Maggiore.

Seltsame Flurnamen huschen vorbei (im Hintergrund die verspargelte Landschaft) …

.. auf dem Weg in den kühlen Wald.

Die gute alte Schnitzeljagd scheint auch im Zeitalter der Geocaches noch nicht ausgestorben.

Das nächste Dorf ist Erpfingen, …

… unter anderem bekannt für die nahegelegene Bärenhöhle und sein besuchenswertes Ostereimuseum.

Dabei ist Erpfingen ganz Dorf geblieben, mit Dunglegen (ein Wort, das wohl bald mit Dornicht, dünken und dunnemals in den Wortfriedhof wandern wird), die noch in Betrieb sind …

… und Kapuzinerkresse, die man gerne esse.

Dann geht es wieder bergauf auf dem Promillesträßle Richtung Dreherhöfe, wo ich dunnemals zum ersten Mal am Steuer eines Kraftfahrzeugs saß, noch Jahre vom Führerschein entfernt, die Nase mühsam übers Lenkrad des Audi 80 erhoben. Trotzdem: An diesem Vogeltod traf mich keine Schuld:

Bei diesem Wetter wird auf der Alb „g’haibet“, Sonntag hin, Sonntag her. Nur wird hier nicht wie früher das Öhmd geerntet, sondern die Biogasanlage mit gehäckseltem Grüngut gefüttert.

Dennoch möchte auch der moderne Agrarwirt keine abgefahrenen Pneus in seinem Silo sammeln.

Dann verfranse ich mich trotz Wanderkarte und Smartphone erheblich und finde erst dank des Weißdorns

… wieder auf die richtige Spur. Und dann durchs Grafental, das von Trochtelfingen, vorbei an den für die Alb so typischen Wacholderheiden …

… nach Mägerkingen führt, wo alte Heimatgefühle wach werden.

Seltsam, den alten Zwiebelturm wiederzusehen, den ich zu Grundschul- und Konfirmationszeiten stets vor Augen hatte. Ich erinnere mich undeutlich aus dem Religionsunterricht bei Pfarrer Knoch, dass hier – in der evangelischen Exklave, umgeben von katholischen Dörfern – ein Reformator (Name? Auf meinem persönlichen Wortfriedhof) Zuflucht gefunden haben soll. Aus der Heimatkundestunde bei Fräulein Löffelhart („Gabelweich“ pflegte mein Opa zu frotzeln), dass sich einst ein ortsansässiger „Märte“ (Martin) im Wald verlief, dank der Kirchenglocken der Blasiuskirche wieder in die Zivilisation zurückfand und daraufhin ein eigenes Glöckchen stiftete, das seit dieser Zeit jeden Abend (Um dreiviertel zehn? Zeitfriedhof.) den Verlorengegangenen heimläutet. Aus den eigenen Erinnerungen, dass ich hier, bei einer der Seckachbrücken meinen ersten Unfall hatte (mit dem Fahrrad einem Käfer die Vorfahrt genommen).

Dann kommt auch schon das Abholbusle und nimmt meine Erinnerungen mit. Auf dem nächsten Promillesträßle geht’s am Neuban vorbei ins katholische Harthausen, wo wir einer Freundin dabei helfen, einen ihrer Schuppen umzuschmeißen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ach, man müsste viel öfter über die Alb laufen.