Das Osterei

Bunte OstereierNeulich, es war kurz vor Ostern, fragte mich meine Nichte, warum ich eigentlich so wenig rede. Zwei anwesende weibliche Familienmitglieder antworteten für mich. Aber bevor ich das auch nur kommentieren konnte, hatte die Unterhaltung bereits eine andere Wendung genommen. Es ging um Ostereier und dass die weißen Eier derzeit rar seien und man sie von Hand im Eierregal zusammensuchen müsse, es sei ja voll von braunen Eiern und die bio seien sowieso meist braun und was eigentlich das beste Färbemittel sei, achja, Zwiebelschalen natürlich am besten, aber mehr Farbvielfalt wäre ja auch nicht schlecht, ja schon, aber dann auch bio, und wie lang man die Eier mindestens kochen sollte, damit sie wirklich hart seien, da hat man ja schon die tollsten Dinge erlebt, auf jeden Fall nicht unter 10 Minuten. Ich nickte.

Zum Ostersonntagsfrühstück gab es dann die lang ersehnten, bunten Hasenerzeugnisse. Ich nahm mir ein grünes, klopfte es ordnungsgemäß am Hinterkopf auf, pellte die Schale und schnitt das Ei in der Mitte durch. Dann noch einmal. Vier schöne Viertel. Innen drin vielleicht ein bisschen weich. Sechs Frauenaugen folgten meinen Bewegungen.

Ich: “Hm.”
Frau: “Was ist? O Gott, ist es nicht durch?”
Tochter 1 (13): “Das ist ja ganz weich.”
Tochter 2 (5): “Was ist weich?”
F: “Ist es nicht durch? Wir haben alle so lange gekocht, das kann doch gar nicht sein.”
T1: “Es ist eines von den grünen. Ich habe mir das schon gedacht.”
F: “Wer hat denn die grünen gemacht?”
T2: “Ich nicht!”
T1: “Kunststück. Du hast ja gar keines gekocht.”
T2: “Sag ich ja.”
F: “Ist es durch?”
T1: “Es ist weich, siehst du doch. Ist das jetzt schlecht?”
F: “Nach so kurzer Zeit kann das nicht sein.”
T1: “Die grünen haben wir als zweite gemacht. Davor die orangenen. Und dann die blauen.”
T2: “Ich mag die pinken am liebsten.”

Ich nahm den Salzsteuer und bestreute die Eierviertel. Der Salzstreuer arbeitete unpräzise. Ich schaute mir sein Lochmuster an. Sechs Löcher weniger wäre besser.

F: “Wir hätten sie länger drinlassen sollen.”
T1: “Aber die waren doch mindestens 10 Minuten drin.”
F: “Das reicht normalerweise ewig. Wenn weiche Eier viereinhalb brauchen, dann müssten die nach zehn Minuten bockelhart sein.”
T1: “Mindestens zehn.”
T2: “Ich kann schon bis zehn zählen. Eins, zwei, drei, vier …”
T1: “Jaja.”
T2: … fünf, sechs, sieben, …”
T1: “Das will jetzt grad keiner wissen.”
T2: “… wohl … acht, neun, zehn. Siehst du!”

Ich nahm eines der Viertel und schob es mir in den Mund.

Ich: “Hm.”
F: “O Gott, ist es doch schon schlecht geworden?”
T1: “Da kann man Salmonellen kriegen.”
T2: “Ich will auch Solomellen.”
T1: “Das willst du nicht. Und es heißt Salmonellen.”
T2: “Weiß ich selber. Weißt du gar nicht. Was ich will.” (heult) “Mama! Ich will auch Solomellen!”
F: “Lieber nicht. Von Salmonellen wirst du krank.”
T2: “Warum isst Papa dann die Solomellen?”
T1: “Salmonellen!”
T2: “Weiß ich selber, du grünes Ei!”
F: “Was ist jetzt? Warum verziehst du das Gesicht?”
T1: “Spuck’s aus! Das ist doch gefährlich!”
T2: “Muss Papa sterben?”
F: “Quatsch. Aber ich würd’s jetzt auch nicht mehr essen. Was ist denn jetzt?”
T1: “Papa, nicht essen!”
T2: “Warum guckst du so?”

Ich: “Versalzen.”

Kid-Cuts (50) – Papa-Tag

Der Plan: Kuscheltier Nr. 1 (Hund “Huhu”, 5 Jahre) soll zu Ostern ein RENAUTO kriegen. Natürlich ist alles streng geheim. Zuerst wird ein Plan gemacht. Draufsicht, Huhu liegend.

Dann wird Huhu vermessen. Biometrische Daten sind das A und O bei der RENAUTO-Konzeption. Das Tier muss schließlich reinpassen.

Die nächsten Schritte wurden sträflicherweise nicht dokumentiert. Wichtige Rollen spielen dabei 1 Stückliste mit Farbangaben (Chassis=grün, Seitenteile=blau, Sitz=rot, Flügel=weiß, Räder=schwarz), 1 Werkstatt mit Ofen, den man erstmal mit Holz füllen und anzünden muss, viele laute Maschinen, die aus Holzresten die passenden Einzelteile machen, 1 Schleifmaschine, die von Tochter bedient wird und aus spreißeligem Holz zuerst (60er Papier) glattes und dann (240er Papier) sauglattes machen, mehrere Farbtöpfe und Pinsel, 1 Schrauber und mehrere Schrauben sowie 1 Papa mit viiel Zeit. Noch am Ostersamstag wird gewerkelt und endlich beginnt die Montage.

Zum Schluss noch die Räder dran, schon wird Huhu mit verbundenen Augen in sein neues Gefährt gesetzt. Er ahnt noch nichts.

Dann wird die Augenbinde entfernt und Huhu ist zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos.

Schließlich wird Huhu – was man von ihm wahrlich nicht gewöhnt ist – auch noch generös: Schäfle darf mitfahren!