Peter Breuer: Ein Satz sagt mehr als tausend Worte. Hamburg (edition lehnen) 2012. 208 Seiten, 14 Euro 90.
Peter Breuer vorzustellen ist wie Mett nach Twitterhude zu tragen. Wer diesen Satz versteht, darf unten weiterlesen. Allen anderen, nicht so twitteraffinen Leserinnen und Lesern sei geduldig erklärt, dass Peter Breuer so etwas wie die gute Seele der deutsche Twitterlandschaft ist. Seine Markenzeichen sind sparsame Eloquenz, tiefgründige Flapsigkeit sowie eine Sprachgewalt, für die jeder Twitterer anstandslos seine Lieblingsoma hergäbe. Und er hat ein großes Herz (HERZ → „Mir wird so warm ums Herz.“ – „Du hast da übrigens Kaffee auf dem Hemd.“).
Jedes Mal, wenn Peter Breuer Twitter verlässt, hängt die Twitterlandfahne auf Halbmast und Favstar verteilt schwarze Sterne (STERNE → Diese Sterne, das sind in Wirklichkeit Bohrlöcher im Firmament. Ich möchte gar nicht wissen, was da früher für miese Bilder gehangen haben.). Das geschah in der Vergangenheit bereits dreimal, aber da Peter Breuer, dem Mettgott sei Dank, bislang jedesmal zurückkehrte, gibt es auch hierfür schon ein geflügeltes Twitterwort: „Den Breuer machen.“
Peter Breuer hat nun rund 2.000 seiner Tweets liebevoll zusammengestellt, zu jedem ein passendes Schlagwort gefunden und gemäß seiner Maxime „Dinge zu sammeln und Wort immer wieder neu zu sortieren“ in alphabetische Ordnung gebracht. Ich schenke mir die Wiedergabe einzelner Tweets, weil ein „Best of“ angesichts der Quantität an Qualität schlicht unmöglich ist. Außerdem hatte die hübsche Idee (IDEENFINDUNG → Der Gang durch die Intuitionen), 26 ausgewählte Zitate in einem Breuer-ABC zusammenzustellen, schon das Twitterhuder Abendblatt. Mistdreck.
Das Werk, das in einer anderen Welt im philosophischen Fachbuchmarkt als Aphorismensammlung gehandelt würde, sollte man entweder laut in der U-Bahn oder sich zu zweit im Bett (BETTWÄRME → Bettwärme 36,8 Grad. Gewühlte Temperatur.) vorlesen. Man kann es am Stück konsumieren oder als Nachschlagewerk verwenden. Weil das Büchlein nicht nur richtig hübsch gemacht ist, sondern auch im abwaschbaren Smartcover daherkommt, ist es auch als Schmusekissen geeignet. Nur eines sollte man auf jeden Fall tun: Es bestellen.
Das Schönste am Bestellvorgang ist, dass man dabei einen Kommentar mitschicken kann. Man sollte dabei allerdings auf seine Wortwahl achten. Ich muss irgendwas kommentiert haben, was den Autor dazu trieb, mir alle drei Büchlein mit kleinen Zeichnungen zu versehen, die nahelegen, man könne die Buchumschläge im Halbkreis aufstellen, sich nackt in die Mitte (MITTE → Mitte ist eine gute Position, wenn es vorne und hinten nicht stimmt.) setzen und davon einen Schnupfen kriegen.
Da dies nicht funktionierte, haben wir uns darauf geeinigt, dass Peter Breuer nun zur übernächsten Bloglesung „Das Letz niest“ nach Tübingen kommt und wir das Missverständnis auf der Bühne aufklären. Auch recht.
Nachtrag 18 Uhr 34: Eine viel bessere Besprechung hat Pia Ziefle drüben beim Denkding geschrieben. Und ihr steckt jetzt in einer Rezensionspingponglinkschleife, aus der ihr erst rauskommt, wenn ihr das Buch gekauft habt.
Nachtrag 18 Uhr 49: Eine Besprechung mit Antworten gibt’s drüben bei Agent Dexter. Trickreiche verlassen auf diesem Weg die Rezensionspingponglinkschleife.
_____
Peter Breuer: Ein Satz sagt mehr als tausend Worte. ISBN 978-3-00-037749-5. 14 Euro 90, Versand inklusive. Hier bestellen.