Veggie-Day

„Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten!“, titelt die „Bild“-Zeitung und nicht mal beim Vorbeihuschen am Zeitungskiosk kommt man ernsthaft auf die Idee, nachlesen zu wollen, ob da was dran ist. Ganz anders der Hort der seriösen Nachricht, die qualitätsmedialen Tageszeitungen. Sie lesen es nicht nur nach, sie wiederholen es. Stefan Niggemeier dröselt auf, wie die Redaktionen deutschlandweit ohne Not das Lügenblatt zum Leitmedium machen und kommt zum deprimierenden Schluss:

Für die »Nachrichten«-Agentur dpa ist eine Meldung, was die »Bild«-Zeitung zur Meldung macht. Die Redaktionen des Landes haben die Entscheidung über das, was eine Neuigkeit darstellt und was einen Nachrichtenwert hat, weitgehend an die »Bild«-Redaktion outgesourct. Sie trotten treuherzig hinterher und versuchen bestenfalls die Wellen zu reiten, die »Bild« produziert. Im Ergebnis bestimmt das Blatt nicht nur, worüber »ganz Deutschland« diskutiert, sondern auch auf welchem Niveau.

Dabei müssten die Zeitungen nur mal ein bisschen in diesem Internet recherchieren, um herauszufinden, dass es solche Veggie-Days in bundesdeutschen Kantinen bereits gibt. Oder vielleicht lesen, was sie selbst schrieben. Die Südwestpresse Ulm etwa, die ihre Leser über die „Bild“-Lüge auf tendenziöse Weise abstimmen lässt [rechts], müsste nur mal ihr Partnerblatt in Tübingen aufschlagen, um in Erfahrung zu bringen, was die Kantinenesser selbst zu diesem Thema sagen. Denn an der dortigen Uni läuft bereits seit eineinhalb Jahren ein Veggie-Day-Versuch. Und das „Schwäbische Tagblatt“ schrieb über eine Umfrage zum Thema:

Eine klare Mehrheit von 60 Prozent sprach sich dabei für eine Fortführung des Veggie-Day an der Mensa Prinz Karl aus. Komplett gegen die Beibehaltung des Veggie-Day war nur eine Minderheit von 15 Prozent. Für eine Einführung des fleischfreien Donnerstags an der Mensa Morgenstelle ( der Mensa Wilhelmstraße) sprach sich mit 48,5 (56,5) Prozent ebenfalls ein Großteil der Befragten aus (bei 26 (21) Prozent Nein-Stimmen).

11.11.11, 11 Uhr 11

Das Schwäbische Tagblatt in Tübingen hatte die Idee zu einem schönen Projekt. Es rief alle Leserinnen und Leser dazu auf, heute, am 11.11.2011 Punkt 11 Uhr 11 auf den Auslöser ihrer Kamera zu drücken und das Bild ihrer Wahl einzuschicken. Diese kollektive Momentaufnahme eines besonderen Datums wird auf einer eigenen Webseite dargestellt und später sogar wissenschaftlich ausgewertet. Mein völlig unorigineller Beitrag: Ein Knipser aus dem Fenster.

Kannste abschreiben

Anscheinend habe ich mich in letzter Zeit etwas viel mit dem Hochadel beschäftigt. Wie sonst käme ein eifriger Leser dieses Blogs auf die Idee, mir folgendes T-Shirt zuzueignen?

Vielleicht tritt der Gutte am Wochenende ja zurück? Am besten, während wir mit anderem beschäftigt sind:

Ich verspreche tosenden Applaus.

Twinterview

Vergangenen Montag wurde die Tübinger Twitter-Community Twuetopia von der hiesigen Lokalzeitung „Schwäbisches Tagblatt“ interviewt. Da sich dieses Internetvölkchen in der Regel twitternd verständigt und nur zu Anlässen wie Neckarputzete oder Fotoausstellungen real versammelt, fand auch das Interview auf Twitter statt. Hier ein kleiner Ausschnitt (wie immer von unten nach oben zu lesen):

Das Interview erschien heute in sehr nett gedruckter Form im Tagblatt. Interviewer Jonas Bleeser gab sich redlich Mühe, das Durcheinander in gedruckte Bahnen zu bringen und gleichzeitig zu erklären, was denn dieses Twitter überhaupt sein soll. Lustigerweise ist der Artikel online nicht zu finden. Dafür gibt es (fast) das ganze Interview natürlich bei Twitter unter dem Hashtag #ttti zu begutachten.

Nachtrag:
Es gibt jetzt eine PDF-Version des Artikels. Danke für den Hinweis an Michael Bauer.

Daten-Desaster (Nachnachtrag)

Auch die örtliche Presse hat sich jetzt des Themas angenommen. Das Schwäbische Tagblatt in Tübingen eröffnet heute seinen Lokalteil mit einem „Übrigens“ unter der Überschrift „Internet-Umfrage mit Manipulations-Risiko“.

Grämt euch nicht über das miese Handybild, das ganze gibt’s auch bei tagblatt.de, hier in der Rubrik „ganz unten„. Das mit den Links üben sie noch.

Liebe Tagblatt-Leserinnen und -Leser!

Ich vermute mal, dass der eine oder die andere unter euch bisher einen Bogen um Weblogs, Twitter und dergleichen gemacht hat, aber nun doch aus Neugier vorbeistöbert. Da wünsche ich viel Spaß und weise fürsorglich mal darauf hin, dass auch hier nicht erklärt wird, wozu das eigentlich gut sein soll. Das müsst ihr schon selber herausfinden.

Dennoch darf ich verraten, dass ein Wesenszug von Blogs die Vernetzung mit anderen Internetseiten ist, und dass Blogger oft auf mehreren Seiten „ins Internet schreiben“.

Ich selber tue dies hier als „uli“ gemeinsam mit „wog“ – der Name des Blogs weist ja schon auf den diabolischen dialogischen Charakter hin. Gemeinsam haben wir beide auch schon zwei Bücher geschrieben, von denen das eine – „Fast nichts über das Nichts“ – ebenfalls zum Blog wurde, dem Nichtsblog. Gemeinsam mit anderen Autoren schreiben wir dort über … naja … Nichts.

Außerdem tummeln wir uns in dem interaktiven Projekt „Wer ist dir lieber?„, bei dem die Besucher über prominente Pärchen abstimmen dürfen, twittern als @uliuli und (eher sporadisch) @wofl und bemühen gelegentlich darum, virtuelle und reale Welt zusammenzubringen.

Darum und weil sich die Gelegenheit durch den Artikel im Tagblatt gerade ergibt: Blogger und Twitterer aus der Region oder Menschen, die sich fürs Bloggen interessieren, dürfen sich gerne bei mir melden. Oder direkt zum nächsten Bloggertreffen kommen.

Eine weitere Möglichkeit, mehr übers Bloggen zu erfahren, gibt es bei der zweiten Tübinger Bloglesung, die am 5. Juni im Club Voltaire in Tübingen stattfinden wird. Eine ausführliche Ankündigung dazu folgt noch. Und nun viel Spaß beim Stöbern!