Herr Troppelmann

Gestern nachmittag klingelte das Telefon und es entspann sich folgender Dialog, den ich gleich anschließend per Gedächtnis protokollierte:

Herr Troppelmann: Troppelmann hier.

Herr Troppelmann hat eine mitteljunge Stimme und spricht akzentfrei. Ich stelle ihn mir als 28 Jahre alten Studenten vor (werden die heute überhaupt noch so alt?).

Ich: Ja?

D: Ich rufe wegen der Mülltrennung an.

Herr Troppelmann macht eine Pause. Eigentlich dachte ich, dass jetzt noch was kommt. Vielleicht “Ich arbeite bei der Müllabfuhr.” oder “Ich mache eine Umfrage.” oder ähnliches. Da er nichts dergleichen sagt, hake ich nach:

Ich: Ja?

Herr Troppelmann: Ich schau da schon mal rein, ob alles getrennt ist.

Er sagt dies auf fröhliche Art, pausiert dann aber wieder, so dass ich nicht recht weiß, was ich nun sagen soll. Ich wechsele die Taktik.

Ich: Ok. Und wen wollen sie sprechen?

Herr Troppelmann: Ja, es ist wegen der Mülltrennung.

[Pause]

Ich habe mittlerweile zwei Verdachts Verdächte Mutmaßungen:
Entweder ein Bekannter will mich veräppeln. Aber ich kriege die Stimme keinem Gesicht zugeordnet. Nein, ich kenne Herrn Troppelmann nicht. Auch nicht unter anderem Namen.
Oder ein psychopathischer Mülltrenner terrorisiert die mülltrennunwillige Nachbarschaft und wird eines Nachts mit seiner Kettensäge durch unsere Haustür brechen (wo doch ein Schraubenzieherchen genügen täte). Aber wir sind super Mülltrenner. Gelber Sack, eigener Biomüll im Garten, minimaler Restmüll, Altpapier pünktlich zur Sammlung vor der Haustür, Glas brav in den Glascontainer, nach weiß, braun und grün getrennt, Holz, Metall, Elektromüll im Schuppen bis zur Abfuhr fein säuberlich zusammengestellt. Wir sind reinen Gewissens.

Ich: Ja?

Herr Troppelmann: Ich finde das nicht gut, wenn da Briefe drin sind. Das finde ich nicht gut.

[Pause]

Ich habe nicht vor, mich zu rechtfertigen. Erstens werfe ich keine Briefe in dafür nicht zuständige Müllgefäße und zweitens geht das den Herrn Troppelmann einen feuchten Kehricht an. Ich versuche es mit einer Verhörtaktik, die ich aus dem Tatort kenne: Das Gegenüber muss sich in Widersprüche verwickeln. Daher frage ich nochmal nach.

Ich: Hm. Und wie war noch mal ihr Name?

Herr Troppelmann: Troppelmann.

Ich: Und Sie rufen an wegen?

Herr Troppelmann: Wegen der Mülltrennung.

Ich: Aha.

Herr Troppelmann: Ja.

[Pause.]

In mir keimt ein neuer, dritter Verdacht auf.

Ich: Und das kommt jetzt im Radio?

[Pause.]

Ich: Herr Troppelmann?

[Pause.]

Ich: Sind Sie noch da, Herr Troppelmann?

Herr Troppelmann legt auf.

Dass Herr Troppelmann eigentlich Tropelmann heißt, man seine Stimme im Internet kaufen und sich damit ein lustiges Späßchen mit seinen Mitbürgern erlauben kann, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich schließe mich allerdings vollumfänglich der Analyse von Mind the Crap [Originalbeitrag verschwunden] an, die Herrn Tropelmann schon vor eineinhalb Jahren folgendes T-Shirt widmeten:

280

Nachtrag vom 19.11.2010
Da immer wieder Leute auf der Suche nach Herrn Troppelmann (oder Tropelmann) hierherfinden, könnten wir natürlich die Webadresse des Internetdienstes veröffentlichen, der für diesen “Spaß” verantwortlich ist. Man findet sie ohnehin schnell im Netz. Wir wollen diesen pubertären Müll aber nicht unterstützen und löschen daher entsprechende Hinweise auch aus den Kommentaren.