Das Letz niest IX – Vorankündigung

Unterschrift von Peter BreuerBei ihm sieht alles aus wie seine Handschrift: Mit leichter Hand dahingeworfen, klar, freundlich und dennoch charakteristisch. Die Tweets von Peter Breuer sind so, seine Texte, seine Webseite, sein Büchlein. Und weil wir alle wissen, wie schwer es ist, komplexe Sachverhalte in wenige Worten zu fassen oder gar das Leben auf einfache Sätze zu reduzieren, und weil er genau das so wunderbar kann, deshalb bewundern wir Peter Breuer. Folgerichtig steht er seit dem ersten “Das Letz niest” auf unserer Wunschliste, ohne dass er je davon wusste. Als dann sein Büchlein “Ein Satz sagt mehr als tausend Worte” erschien, verfiel ich auf eine teuflische Idee: Ich orderte drei Stück. Da konnte er nicht mehr nein sagen.

Ihre analoge Handschrift kennen wir noch nicht, ihre digitale schon. Ute Weber twittert, was ihr in die Finger kommt, und das sieht an einem normalen Novembersonntag etwa so aus:

So etwas muss mehr Folgen als 7.000 Follower haben, dachte sich der Frohmann-Verlag, schnappte sich die besten Tweets und machte ein E-Book daraus: Unfug. Tiefe Gedanken, auch in seichten Gewässern.

Abgesehen davon bloggt Ute Weber auch, schreibt gelegentlich über Wiesbaden oder denkt sich einfach nichts. All das komprimiert auf der Bühne zu erleben, wird uns eine große Freude sein. Und vielleicht erklärt sie uns auch noch, warum Bad Vilbel mitten in Frankfurt liegt.

Im Gegensatz zu seinen Twitter- und Blogkollegen ging Udo Renner den umgekehrten Weg, nämlich von der Bühne ins Internet. Sein Solo-Kabarettprogramm “Im Reich der Ichlinge” bringt er schon seit Jahren auf die Bühnen der Republik und gastierte immer wieder auch in Tübingen. Seit Anfang des Jahres betreibt er nun auch “Dummerang“, ein Blog, das fast täglich “garantiert sinnfreie” Meldungen ins Netz speist. Diese “Wortmeldungen eines Unverzweifelten” fanden ihren Nachhall auch schon im Feuilleton, das Renner das Label “Wortakrobat mit feinsinnig kritischen Tönen” verpasste.

Die Moderatoren des Abends werden wieder vollzählig dabei sein. Voraussichtlich.

Das Letz niest IX - PlakatAll das zusammen kommenden Sonntag im Zimmertheater in Tübingen beim neunten “Das Letz niest”, Beginn 20 Uhr. Wir freuen uns auf euch.

Das Letz nas (VIII) – Bildnachlese

Man kommt ja selbst zu gar nichts. Und ist daher sehr froh, wenn einem andere die Arbeit abnehmen. So zum wiederholten Male Matthias Knodel, der die Letzniesenden (unter CC-Lizenz) auch dieses Mal wieder ins rechte Bild setzte. Dankeschön!

Uli Eder

Der Gastgeber wirft mit WIDL-Büchlein um sich.

Pia Ziefle

Pia Ziefle liest aus ihrem Roman 'Suna'.

Tübinger Neckarfront

Pause: Der stimmungsvolle Blick von der Terrasse des Zimmertheaters.

Hanna Donath

Hanna Donath gehört die Nacht

Jan-Uwe Fitz

Der @Vergraemer wird zum 1. Mal in seinem Leben beschenkt. Tränen folgen.

Das Letz nas zum achten Mal

Reaktionen, Kritiken und Rückblicke finden sich wie immer unter www.das-letz-niest.de und werden dort laufend ergänzt.

Die Lesenden sind im Netz zu finden unter:

Hanna Donath
Twitter: @kuhmuh
Buch: Wem die Nacht gehört
Das neue Buch “Wem der Tag gehört” erscheint im Frühjahr 2013.

Pia Ziefle
Twitter: @FrauZiefle
Blog: Denkding
Buch: Suna

Jan-Uwe Fitz
Twitter: @Vergraemer
Blog: benefitz.de
Lesereihe Jour Fitz
Nachtrag 2.10.:
Bücher:
Entschuldigen Sie meine Störung
Vergraemungen
bei Facebook: Jan-Uwe Fitz
bei Google+: 110677028628477481074
bei der Buchmesse: als Virenschleuder

Uli Eder und Wolfgang Brenner
Blog: Nichtsblog
Blog: Laubenpieper-Dasein
Blog: Wer ist dir lieber?

max.bab

Es ist eine Schande. Seit der Tübinger “Löwen” nicht mehr Kino ist, sondern Ort schönster Veranstaltungen aller Art vom Kabarett über Theater bis hin zum Konzert – seitdem war ich nicht mehr dort. Schande über mich.

Zum Glück gibt’s demnächst einen guten Grund hinzugehen, denn max.bab spielt dort am 9. April. Die Süddeutsche Zeitung jubelt: “Der totale Flash … Jazz auf Weltniveau”. Jazzthing konstatiert: “Unbekümmert und frisch, immer aber auch humorvoll und intelligent”. Der Musikexpress lobt die “geradezu telepathisch anmutende Dichte ihres Zusammenspiels”. Der Münchner Merkur verspricht: “Enttäuschung ausgeschlossen, Erwartungen mehr als übertroffen, Leidenschaft garantiert …” Und einer, der es wissen muss, fasst zusammen: “Bless these young guys, they play as if they have been together for 20 years!!! We will be hearing a lot from all of them in the future.” Das war O-Ton Charlie Mariano, und wissen muss er es, weil er mit den Jungs aus Oberbayern gejammt hat. Nass sehen sie übrigens so aus:

Kein Karl-Theodor-Zu-Guttenberg-wetshirtlookalike-Contest, sondern die Jazzband max.bab.

Erwarten dürfte uns Modern Jazz vom Feinsten und alles, was es sonst noch zu sagen gibt, lässt sich beim Veranstalter, dem Zimmertheater Tübingen, erfahren. Dass das Konzert mit “freundlicher Unterstützung des JamClub Tübingen” stattfindet, ist eine extra Empfehlung.

Wer schon mal reinschauen möchte – hier konzertiert max.bab in der Münchner “Unterfahrt”:

Oh, ich sehe gerade, dass ich am 9. April schon wieder nicht kann. Miste. Geht jemand für mich?

Kurzinfo
max.bab
Max von Mosch (Saxophon), Benedikt Jahnel (Piano), Benjamin Schäfer (Bass), Andreas Haberl (Schlagzeug)
Samstag, 9. April
Löwen, Tübingen
Eintritt 12 Euro (8 Euro ermäßigt)

Drei, zwei, eins … 44!

Harry Kienzler

Harry Kienzler

Gestern abend also war’s soweit: Der zweite Tübinger Philo-Slam bretterte vor unseren verblüfften Augen durchs Zimmertheater-Foyer. Organisiert von der Zimmertheater-Dramaturgin Nina Schmulius, moderiert vom Slamsassa Harry Kienzler und assistiert vom Tübinger Philosophen Axel Braig am Taschenrechner gaben fünf Vortragende Texte zum besten, in denen der Sinn des Lebens – so das Motto der Veranstaltung – in maximal sieben Minuten ausgelotet werden sollte. Fünf Juroren im Publikum spielten Applausmesser, hielten ihr Ohr ins Volk und benoteten dann – “drei, zwei, eins” – auf einer Zehnerskala das Gehörte. Harry Kienzler selbst machte den Auftakt mit einem außer Konkurrenz laufenden Text aus seiner Schulzeit, in dem ein Ethiklehrer eine nicht geringe Rolle spielte.

Werner Schärdel

Werner Schärdel

Werner Schärdel übernahm dann die undankbare Auftaktrolle. Den ersten Lacher verbuchte er mit der Feststellung, er sei Ethiklehrer. Bayrisch-poltisch ging es dann in einen bürgerlichen Sermon über die Dekadenz der Jugend, bei dem man nie so ganz sicher war, ob hier der glasscherbenerfahrene Spießbürger oder eher die alkoholisierte Jugend an den Pranger gestellt werden sollte. [Ein Selbsttest heute morgen ergab, dass man in der Frühe keinen Alkohol zu sich nehmen sollte. Oder, dass ich kein Jugendlicher mehr bin.]

Maximilian Liesner

Maximilian Liesner

Maximilian Liesner konnte als Sieger des ersten Philo-Slams eigentlich “nur verlieren”, wie er selbst sagte. Er gewann aber das symbolträchtige Votum von 42 Punkten mit einem Text, in dem er ein fiktives Du damit konfrontierte, dass es sich selbst akzeptieren müsse. Was naturgemäß schwierig sei, wenn man den ganzen Tag mit sich zu tun habe. Seine Lösung: Sich selbst morgens vor dem Spiegel alle eigenen Unzulänglichkeiten lautstark vorzuhalten, auf dass der Tag keine Überraschungen mehr hervorbringen könne. [Ein Selbsttest heute morgen weckte Frau und Kind und brachte eine nicht eingeplante häusliche Missstimmung.]

Anna B.

Anna B.

Einzige Frau unter den Philosophierenden war Anna B. Ebenfalls als einzige hatte sie mehrere kurze Texte im Gepäck, von denen allerdings nur der erste dem Thema des Abends gerecht wurde. Unter dem Titel “schwerer Sturz” schilderte sie in akribisch-wortwitzigen Wörterschichtungen die Konsistenz von lebensbeschreibenden Papierstapeln in ihrem Arbeitszimmer, bevor sie einen davon wortreich zusammenstürzen ließ. [Ein Selbsttest heute morgen ergab: Solche Stapel stürzen immer dann ein, wenn man es gar nicht brauchen kann.]

Patrick Seitz

Patrick Seitz

Patrick Seitz hatte von allen fünfen das Thema am wörtlichsten genommen und lotete verschiedene Möglichkeiten aus, den Sinn des Lebens zu verstehen. Die Antwort, so seine These, liege aber im jeweiligen Blickwinkel des danach Befragten. So gescheitert, versuchte er die Antwort im Verhalten der Menschen zu suchen, die ja daran interessiert sein müssten, dem Leben einen Sinn abzugewinnen. Auch hier fand er nur Widersprüche und kam so zur einzig übrigbleibenden Lösung: Dem Leben ist Selbstzweck. Das brachte ihm 43 Punkte ein. [Ein Selbsttest heute morgen zeigte allerdings, dass vor halb sechs keinerlei Sinntätigkeit stattfindet. Nicht einmal selbstbezweckende.]

Christoph Knüser

Christoph Knüser

Als einziger Blattloser enterte Christoph Knüser das Podium und haute dem verdutzten Publikum philosophische Schachtelsätze um die Ohren, die dem sodann angestellten Vergleich mit dem wirklichen Leben nie und nimmer standhielten. Letzteres hielt sogleich Einzug in Form eines Werbespots für die neue Camel Medium. [Ein Selbsttest heute morgen am Kiosk ergab übrigens, dass es die Marke gar nicht gibt.] Die Idee, die Werbeindustrie zum Zeugen für oder gegen die Existenz eines Lebenssinns zu machen, hatte viel für sich, denn: Gäbe es einen, würde er schon längst in komprimierter Form im Gemüseregal stehen. Tut er aber nicht. “Oder?”, fragte sich daraufhin das Publikum und verschaffte Knüser mit donnerndem Applaus einen hauchdünnen Einpunktevorsprung und den Tagessieg.

Nachdem dieser einen Schierlingsbecher samt Theaterfreikarten in Empfang nehmen durfte und auch die anderen Vortragenden mit warmem Applaus verabschiedet worden waren, war der Philo-Slam nach einer guten, kurzweiligen und sinnträchtigen Stunde auch schon wieder am Ende. Meine Verblüffung darüber war so groß, dass ich erst auf der Heimatfahrt merkte, dass in den angebrochenen Abend noch gut und gerne ein Feierabendbier mit meinem Nebensitzer gepasst hätte. Das holen wir nächstes Mal aber nach, Helmut!

Nachtrag 7.12.
Christoph Knüser heißt in wirklich Christoph Knüsel. Das erklärt manches, vor allem aber, dass ich ihn im Netz nicht fand.