Frank geht ran

Privatleute sind – zumindest theoretisch – vor der Callcenter-Seuche geschützt, denn die so genannte Kaltakquise ist bei Privatkunden verboten. Anders sieht es bei Unternehmen aus. Die müssen das in einem gewissen Rahmen hinnehmen. Und daher haben wir hier täglich Anrufer, die uns supergünstige Angebote für Wasserspender, Telefontarife, Laminiergeräte, Flatrates aller Art, Handtuchwechsler und dergleichen mehr anbieten möchten. Dazu kommen Spendensammler von Blindenwerkstätten, die Bürsten herstellen, Tierheime, die ihren Bus mit unserem Namen beschriften wollen oder Schulpartyveranstalter, die Sponsoren suchen.

Wir hingegen wollen einfach in Ruhe arbeiten.

Beim Aufeinanderprallen dieser Vorstellungen fließt meistens Blut geht es manchmal etwas rau zu, denn wir haben Gegenstrategien entwickelt, die über nicht praktikable Gegenwehrskripte (die allerdings hübsch anzuschauen sind) oder eine gewisse Übung erfordernde Scherze (die allerdings hübsch anzuhören sind) hinausgehen.

Professionelles Callcenter-Bashing beginnt bei der Rufnummernanzeige: Unbekannte oder nicht angezeigte Nummern geraten sofort in Verdacht, das Puls geht hoch und Adrenalin wird ausgeschüttet. Das ist gut, denn nun wird von Anfang an ein straffer Ton angeschlagen. Sich gemeldet wird dann mit einem dahingenuschelten Namen, denn das ist natürlich die erste Information, die der Callcenteragent ziehen möchte. Fehlanzeige! Stattdessen wird auf die Frage nach dem richtigen Ansprechpartner diffus auf einen Herrn Strawanzki verwiesen, der in der Abteilung Einkauf sitze. Dann flugs aufs Knöpfchen gedrückt und an die Kollegin verbunden: “Da ist ein Laminierer dran, der den Herrn Strawanzki sprechen möchte. Kannst Du mal eben …?” “Hihi, ja klar.” Und damit nimmt das Unheil für den Callcentermenschen seinen Lauf. Während Frau Odenbrein verzweifelt versucht, ihn mit dem Herrn Strawanzki zu verbinden, aber immer wieder woanders rauskommt (in der Regel am Schreibtisch gegenüber), wälzt sich der Rest der Belegschaft auf dem Boden und beißt abwechselnd in Teppich oder Katze. Das ist schwierig für die Frau Odenbrein, weil sie ja nicht lachen darf. Es werden dann u.a. Wetten abgeschlossen, wie lange sie durchhält. Der Rekord liegt bei 9 Minuten 36.

Eine andere Methode ist weniger arbeitsintensiv und kostet nur auf der anderen Seite Zeit und Geld: Sobald klar ist, dass es sich um ein Callcenter handelt, wird angeblich an einen Herrn Müller verbunden, in Wirklichkeit aber nur aufs Knöpfchen gedrückt und der Hörer danebengelegt. So hört das Callcenter unsere hübsche Warteschleifenmusik und wir können in Ruhe weiterarbeiten.

Eine ganz andere Idee hatte Frank. Der stellt nämlich seine Telefonnummer zur Callcenterabwehr zur Verfügung. Probieren wir demnächst aus. Callcenter – bitte anrufen!

Wer hat noch nützlichere Konzepte? Perfidere Strategien? Haarsträubendere Ideen? Wir lernen immer gerne dazu.

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2 Gedanken zu „Frank geht ran

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