Eintreten, bitte!

Rote EingangstürDie Tür war schon schwer beschädigt, als wir sie übernahmen. Die halbwüchsigen Söhne der Vorbesitzerin hatten nämlich gerne Freunde zu Besuch; bei unserem ersten Besichtigungstermin wähnten wir uns in einem Jugendhaus. Grafitti an den Wänden, die Jugendzimmer gefüllt mit qualmenden Jugendlichen, das gebrauchsspurorientierte Treppenhaus und die liebevoll rot angemalte Haustür. Zwar stand sie immer offen, aber falls nicht, dann wurde gerne mal von außen dagegen getreten. Über kurz oder lang musste das Türschloss auseinanderfallen.

Obwohl wir uns schon allein des Gartens wegen für das Haus entschieden hatten, wurde es in unseren Augen durch seine Eingangstür noch liebenswerter und kaufwürdiger.

Seither waren 17 Jahre vergangen, das Haus an allen Ecken und Enden renoviert, energetisch saniert, ausgebaut und liebevoll Inhalt aller Art gefüllt. Nur die Haustür sah noch genauso aus wie in ihren besten Jugendhauszeiten. Neulich stellten wir fest, dass sich die Tür nicht mehr schließen ließ. Das Schloss war kaputt, irgendwas im Innern gebrochen, schwer zu sagen. Der Schnapper ließ sich noch bewegen, aber die Feder holte ihn nicht zurück und Abschließen ging schon gar nicht mehr.

Die Schlüsselfirma zwei Straßen weiter – „Sicherheit in jedem Fall“ – schickte flugs ihren besten Mann. (Endlich passte mal das Berufsbild „Key Account Manager“ wortwörtlich.) Der sah sich die Tür an und war entsetzt.

„Das Schloss stammt aus den Siebzigern!“

„Immerhin jünger als das Haus.“

„Die Schrauben sind außen!“

„Und das ist … ungünstig?“

„Das kriegt der Einbrecher in 15 Sekunden auf!“

„Da das Schloss kaputt ist, vermutlich schneller.“

„Diese Zylinderform ist überhaupt nicht mehr zulässig!“

„Oje.“

„Dafür gibt es seit Jahrzehnten keine Ersatzteile mehr!“

Kurz: Ein neues Schloss musste her. Die Sicherheitsfirma schickte per Mail ein Angebot und wollte auch gleich wissen, wann uns der Einbau passen würde. Die Antwort war einfach:

„Vielen Dank für die schnelle Übermittlung des Angebots, wir nehmen es hiermit an.
Herr Maier kann jederzeit kommen, die Tür ist offen ;))

Upcycling

Paletten-Schuhregal mit Halloween-Dekoration

Man nehme: 1 alte Palette
Man entferne: 5 Latten
Man schraube: 1 Brett oben drauf

Voilà: 1 Schuhregal

Worum mann sich in einem Haushalt mit drei Frauen überhaupt nicht kümmern muss, ist die Deko. Die materialisiert sich innerhalb von 10 Minuten nach Montage des Regals automatisch. Übrigens: Auch die kleinen Halloween-Geister sind upgecyclete Klopapierrollen.

Bambus

Was Bambus macht, wenn man mal zwei Wochen nicht hinschaut:

kleiner Bambuswald in unserem Garten

Sechs Meter wachsen.

Was wir aus Bambus machen, wenn er uns über den Kopf wächst:

Bambusgerüst vor Nachbars Haus

Klettergerüst für Himbeeren und Kiwis in Nachbars Vorgarten.

Schilda (4) – Märchenhaft

Steintafel mit der Inschrift "Dem Steigenden werden Gärten der Schönheit zu Wüsten der Unbedeutenheit."

Ich hätte ja geschworen, Hölderlin hätte dies verfasst, es war aber Christian Morgenstern, wenn man dem Internet glauben mag. Zu finden ist das Zitat in einer Mauer am Pfaffenberg bei Wendelsheim, bekannt und berühmt für seinen Märchensee. Dieser entstand praktisch über Nacht in einem Steinbruch. Die Betreiber versuchten noch, das Wasser über einen Graben abfließen zu lassen. Das gelang aber nicht – zum Glück, denn heute ist der Märchensee ein wunderschönes Wanderziel. Man erreicht ihn am besten von Wendelsheim aus. Vom Parkplatz an der Grundschule steigt man durch die Weinberge nach oben, kommt dabei an dem Morgensternzitat vorbei und spürt sogleich die eigene Unbedeutenheit (die zu Zeiten der Brüder Grimm auch noch so geschrieben wurde).

Steintafel in Mauer mit der Inschrift "Dem Steigenden werden Gärten der Schönheit zu Wüsten der Unbedeutenheit."

Schilda (3) – Zusatzinfo

Schild mit der Aufschrift "Burgruine Greifenstein - Achtung! Absturzgefahr! Betreten auf eigene Gefahr!"

Wer weiß, dass nicht weit davon entfernt eine hübsche, blau-rot angemalte Bude situiert ist, kann sich mit ein klein wenig Vorstellungskraft ein Bild davon machen, wessen Hand hier eine wichtige zusätzliche Information hinterlassen hat.

Hinter "Absturzgefahr!" handschriftlich hinzugefügt: "Bei mir eh zu 120%!"

Beim Aufschreiben fällt mir ein, dass der nahegelegene Ort schon einmal in diesem Blog erwähnt wurde. Im allerersten Beitrag vor 15 Jahren.

Das Osterei

Bunte OstereierNeulich, es war kurz vor Ostern, fragte mich meine Nichte, warum ich eigentlich so wenig rede. Zwei anwesende weibliche Familienmitglieder antworteten für mich. Aber bevor ich das auch nur kommentieren konnte, hatte die Unterhaltung bereits eine andere Wendung genommen. Es ging um Ostereier und dass die weißen Eier derzeit rar seien und man sie von Hand im Eierregal zusammensuchen müsse, es sei ja voll von braunen Eiern und die bio seien sowieso meist braun und was eigentlich das beste Färbemittel sei, achja, Zwiebelschalen natürlich am besten, aber mehr Farbvielfalt wäre ja auch nicht schlecht, ja schon, aber dann auch bio, und wie lang man die Eier mindestens kochen sollte, damit sie wirklich hart seien, da hat man ja schon die tollsten Dinge erlebt, auf jeden Fall nicht unter 10 Minuten. Ich nickte.

Zum Ostersonntagsfrühstück gab es dann die lang ersehnten, bunten Hasenerzeugnisse. Ich nahm mir ein grünes, klopfte es ordnungsgemäß am Hinterkopf auf, pellte die Schale und schnitt das Ei in der Mitte durch. Dann noch einmal. Vier schöne Viertel. Innen drin vielleicht ein bisschen weich. Sechs Frauenaugen folgten meinen Bewegungen.

Ich: „Hm.“
Frau: „Was ist? O Gott, ist es nicht durch?“
Tochter 1 (13): „Das ist ja ganz weich.“
Tochter 2 (5): „Was ist weich?“
F: „Ist es nicht durch? Wir haben alle so lange gekocht, das kann doch gar nicht sein.“
T1: „Es ist eines von den grünen. Ich habe mir das schon gedacht.“
F: „Wer hat denn die grünen gemacht?“
T2: „Ich nicht!“
T1: „Kunststück. Du hast ja gar keines gekocht.“
T2: „Sag ich ja.“
F: „Ist es durch?“
T1: „Es ist weich, siehst du doch. Ist das jetzt schlecht?“
F: „Nach so kurzer Zeit kann das nicht sein.“
T1: „Die grünen haben wir als zweite gemacht. Davor die orangenen. Und dann die blauen.“
T2: „Ich mag die pinken am liebsten.“

Ich nahm den Salzsteuer und bestreute die Eierviertel. Der Salzstreuer arbeitete unpräzise. Ich schaute mir sein Lochmuster an. Sechs Löcher weniger wäre besser.

F: „Wir hätten sie länger drinlassen sollen.“
T1: „Aber die waren doch mindestens 10 Minuten drin.“
F: „Das reicht normalerweise ewig. Wenn weiche Eier viereinhalb brauchen, dann müssten die nach zehn Minuten bockelhart sein.“
T1: „Mindestens zehn.“
T2: „Ich kann schon bis zehn zählen. Eins, zwei, drei, vier …“
T1: „Jaja.“
T2: … fünf, sechs, sieben, …“
T1: „Das will jetzt grad keiner wissen.“
T2: „… wohl … acht, neun, zehn. Siehst du!“

Ich nahm eines der Viertel und schob es mir in den Mund.

Ich: „Hm.“
F: „O Gott, ist es doch schon schlecht geworden?“
T1: „Da kann man Salmonellen kriegen.“
T2: „Ich will auch Solomellen.“
T1: „Das willst du nicht. Und es heißt Salmonellen.“
T2: „Weiß ich selber. Weißt du gar nicht. Was ich will.“ (heult) „Mama! Ich will auch Solomellen!“
F: „Lieber nicht. Von Salmonellen wirst du krank.“
T2: „Warum isst Papa dann die Solomellen?“
T1: „Salmonellen!“
T2: „Weiß ich selber, du grünes Ei!“
F: „Was ist jetzt? Warum verziehst du das Gesicht?“
T1: „Spuck’s aus! Das ist doch gefährlich!“
T2: „Muss Papa sterben?“
F: „Quatsch. Aber ich würd’s jetzt auch nicht mehr essen. Was ist denn jetzt?“
T1: „Papa, nicht essen!“
T2: „Warum guckst du so?“

Ich: „Versalzen.“