Durch kürzere Arbeitszeiten den Planeten retten?

Hä?

Michael Kopatz hat in einem Gastbeitrag für die Klimareporter eine Idee: „Wenn die Menschen weniger Zeit mit der Erwerbsarbeit verbringen und damit auch weniger verdienen, kaufen sie auch weniger entbehrliche Produkte. Das verringert zugleich den Energie- und Ressourcenverbrauch.“

Als ich das las, fielen mir einige ABER ein.

Aaaber nach nochmaligem Lesen denke ich jetzt: Kopatz hat recht. Leider ist die Zeit vorbei, in der man noch Zeit hatte, mit konventionellen, mit dem jetzigen System konformen Methoden irgend etwas zu retten. Es hätte zwar auch nicht funktioniert, man hätte aber mehr Zeit gehabt. Jetzt muss das ganze System sehr schnell gewechselt werden. Die Klimafrage muss mit der sozialen Frage verknüpft werden. Und die Ökonomie mit der Ökologie. Eigentlich ganz einfach.

Lest diesen Beitrag.

Katapult

Benni Fredrich hat ein Problem.
Er erfindet dauernd Projekte, die überhaupt nicht funktionieren können, ist rotzfrech und tritt Leuten, die mehr zu sagen haben als er, gnadenlos auf die Zehen.

Aber das ist nicht das Problem.
Das Problem ist, dass die Projekte super funktionieren, dass seine Rotzfrechheit wunderschön zu lesen ist und dass er einfach mehr zu sagen hat als andere Leute.

Warum ist das dann ein Problem?
Dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen. Und vier Jahre zurückgehen.

Laut Michalis Pantelouris, der seinerzeit in der Übermedien-Kolumne „Bahnhofskiosk“ Zeitschriften aller Art vorstellte, war am 8. März 2017 der Sieger für „die nach unten offene Skala der schlechtesten Zeitschriftentitelzeilen“ gefunden: „Katapult“, ein „Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft“. Chefredakteur: Benjamin Fredrich. Interessanterweise kam der Kritiker in seinem Beitrag abschließend zu dem Urteil, man mache mit einem Abonnement von Katapult „nichts grundlegend verkehrt und hat wahrscheinlich ziemlich viel Spaß damit“. Weil Pantelouris immer Recht hat, wenn es um Zeitschriften geht, abonnierte ich einen Tag später das Blatt. Seitdem ist jeder Tag, an dem „Katapult“ im Briefkasten liegt, ein Festtag. Und als erstes wird stets das Editorial von Benjamin Fredrich verschlungen.

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Mittlerweile sind 20 Ausgaben erschienen, die Abonnent:innenzahl stieg von damals 1.201 auf heute 79.107. Die „Geo der Sozialwissenschaft“ hat einen Ableger namens „Knicker“. Der Verlag verkauft Bücher, Spiele, Poster, Postkarten sowie einen Aufkleber zum Preis von 100.000 Euro (derzeit nicht erhältlich). Das Unternehmen wuchs von sechs Mitarbeiter:innen auf 34. Es hat einen Wald gepflanzt, ein altes Schulhaus gekauft und das Café Karsten eröffnet.

Aber was ist dann bitteschön das Problem?
Das Problem ist, dass Benni Fredrich diesmal scheitern will.

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Gestern lag die 21. Katapult-Ausgabe im Briefkasten. Auflage: 150.000. Und natürlich las ich sofort das Editorial, in dem Fredrich immer etwas Rotzfreches, Hammermäßiges oder komplett Bescheuertes raushaut. Unter der Überschrift „Lasst mich scheitern!“ erklärt Fredrich diesmal, dass sie sich vorgenommen haben, das journalistische Ödland Mecklenburg-Vorpommern mit Qualitätsjournalismus zu versorgen und die Monopolstellung des rechtslastigen Nordkuriers zu brechen. Wie? „Wir gründen heute und genau an dieser Textstelle die neue Lokalzeitung KATAPULT-MV!“ Dazu sammelt Katapult ab sofort Abonnent:innen, denn: „Ich weiß, der Lokaljournalismus ist am Ende. Ich weiß, wir haben keine Chance, aber das hatten wir mit KATAPULT auch nie. Also los. Mir ist alles egal! Lasst uns endlich scheitern!“

Wer auch immer hier aus MV kommt oder die Idee ebenfalls bescheuert findet: Benni Fredrich darf nicht rechtbehalten und scheitern. Wir können verhindern, dass er schon wieder Erfolg hat. Mit 5 Euro pro Monat seid ihr dabei. Und wer 100 Euro investiert, wird zur Superintendantin und darf an den Redaktionssitzungen teilnehmen.

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Superb Owls

EulengrafikTampa Bay gewinnt mit 31:9, Tom Brady stellt weitere Rekorde auf und die Amis sind wieder mal aus dem Häuschen. Wem das alles nichts sagt oder wem die Superbowl am Allerwertesten vorbei fliegt, der mag sich an den großartigen Eulen freuen, die The Atlantic Jahr für Jahr als Alternativprogramm ausgräbt: Superb Owls.

Grafik: Wikimedia, gefunden bei Krautreporter

The quick brown fox jumps over the lazy dog.

Endlich verfilmt!

Jetzt werden dringend Filmhochschulabsolventen gesucht, die aus dem Stoff „Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.“ eine Netflix-Serie basteln.

Alternative Plots:
„Vom Ödipuskomplex maßlos gequält, übt Wilfried zyklisches Jodeln.“
„Victor jagt zwölf Boxkämpfer quer über den großen Sylter Deich.“
„Zwölf laxe Typen qualmen verdächtig süße Objekte.“

Das Känguruh als Comic

Der Kleinkünstler Marc-Uwe Kling, Gewinner des Stuttgarter Silbernen Besens, des Mindener Stichlings und des Grazer Kleinkunstvogels, ist unfassbar produktiv. Wer ihn noch nicht live gesehen hat, hat seine Känguruh-Chroniken gelesen, gehörbucht oder gekinot. Glaubt man seinen Geschichten, prokrastiniert er meistens zuhause oder disputiert mit seinem kommunistisch beseelten Känguruh über WG-Challenges. Dass das zeitmathematisch nicht sein kann, beweist ein Blick in seine Veröffentlichungsliste und der Umstand, dass es das Känguruh nun auch noch als ZEITgemäßen Comic gibt. Ob das gut ist? Guckst du rechts (aber bleibst du links).

PS: Im Kling-Kosmos fündig wird auch, wer noch auf der Weihnachtsgeschenksuche nach einem wunderbaren Kinderbuch oder dem ultimativen Familienspiel ist. Immer schön online bestellen und trotzdem lokal kaufen. Razupaltuff!

Die Hand Gottes

Heute Morgen erzählt mir der Deutschlandfunk, dass die Leute bei der Aufbahrung Diego Maradonas ausgerastet seien. Die Polizei habe Gummigeschosse eingesetzt. Der Sarg sei in Sicherheit gebracht worden. Dann werden Menschen interviewt. Sie erzählen, was ihnen der Fußballstar bedeutet, dass sie den ganzen Tag geweint haben, was er für sie getan habe oder dass er der Größte sei für immer und ewig. Und immer wieder: Das Tor gegen England, die Hand Gottes. Dieses Genie.

Ich. Verstehe. Das. Nicht.

Das schon.